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Inflation: Bittere Prognose für 2023! „Preise bleiben hoch“

Gestiegene Preise durch die Inflation belasten viele Haushalte in Deutschland. Wie sieht das nächste Jahr aus? Ein ifo-Experte teilt seine Einschätzung!

Inflation: Steigen die Preise im nächsten Jahr weiter an?
© IMAGO / Michael Gstettenbauer

Inflation: Was kann ich gegen den Preisanstieg tun?

Die Inflation steigt auf Rekordwerte. Doch was ist Inflation und was kann ich gegen den Preisanstieg tun?

Die immer noch anhaltend hohe Inflation spürt man nicht nur bei steigenden Energie- und Lebensmittelpreisen, sondern wohl auch beim Kauf des ein oder anderen Weihnachtsgeschenks.

Viele Menschen hegen daher für nächstes Jahr große Hoffnung: Wird die Inflation wieder niedriger? Oder können sich Verbraucher immer weniger leisten? All diese und noch weitere Fragen beantwortet Timo Wollmershäuser, Leiter Konjunkturforschung und -prognosen am ifo-Institut, im Gespräch mit dieser Redaktion.

Inflation wird aktuell gebremst – doch es gibt eine bittere Prognose

Der nunmehr schon seit zehn Monaten andauernde Krieg in der Ukraine und die Sanktionen gegen Russland haben in ganz Europa zu einer Energiekrise geführt. „Die enge Abfolge an Krisen ist auf jeden Fall außergewöhnlich, fast beispiellos“, betont Timo Wollmershäuser vom ifo-Institut gegenüber dieser Redaktion. Zwei Jahre Corona, Krieg und Energiekrise – das sei eine enorme Belastung für die Bevölkerung und den Staat.

Im Oktober lag die Inflation bei 10,4 Prozent, im November bei 10 Prozent. Die gute Nachricht: „Ich denke, das war’s jetzt erst mal mit den zweistelligen Inflationsraten.“ Das liege daran, dass die Gas- und Strompreisbremsen schon ab Dezember wirken.

Wollmershäuser rechnet damit, dass die Inflation durch die Maßnahmen der Bundesregierung deutlich niedriger ausfalle. Aber: „Es werden nach wie vor deutlich hohe Inflationsraten bleiben.“ Für das kommende Jahr prognostiziert das ifo-Institut eine Rate von 6,5 Prozent.

Inflation: „Bislang ist kein Ende zu sehen“

„Die Energiepreise sind einer der Haupttreiber der Inflation gewesen“, erklärt der Leiter der Konjunkturforschung und -prognosen. Auch Lebensmittel zählen zu diesen Preistreibern. „Bislang ist kein Ende zu sehen“, gibt Wollmershäuser zu bedenken. Eine ifo-Umfrage bei Lebensmittelhändlern ergab, dass die Mehrheit die Preise weiter erhöhen wollen.

Können sich Verbraucher also immer weniger leisten? „Das wäre zu erwarten“, meint Wollmershäuser, „aber wenn man sich die Verbraucher insgesamt anschaut, ist das bislang erstaunlicherweise noch nicht eingetreten.“ In den Monaten Juli – September seien die Ausgaben weiter gestiegen, und das obwohl die Inflationsraten extrem hoch waren.

Viele Löhne sind zwar gestiegen, aber längst nicht so stark wie die Inflation. Aber Wollmershäuser bemerkt: „Was wir aber auch gesehen haben ist, dass die Einkommen der Haushalte insgesamt doch recht kräftig gestiegen sind.“ Denn: Neben den Löhnen zähle auch alles dazu, was man vom Staat bekomme.

Dazu zählen zum Beispiel die Rentenerhöhung oder die Energiepreispauschale. „Bislang halten sich die Haushalte noch recht wacker, das hat viele von uns Konjunkturforschern doch überrascht – wir haben eigentlich damit gerechnet, dass es zu hohen Konsumeinbußen kommt“, betont Wollmershäuser gegenüber dieser Redaktion.

Inflation: Das ist das Problem an staatlichen Hilfen

Trotzdem müsse man zwischen einkommensschwachen und -starken Haushalten unterscheiden. Eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung belegt, dass sich die soziale Schere auf einem Höchststand befindet. Demnach haben einkommensschwache Familien eine 3,5 Prozentpunkte höhere Rate als wohlhabende Singles.

Das liege vor allem an der Lebensmittelinflation, erklärt der Leiter am ifo-Institut. „Lebensmittel sind fast 20 Prozent teurer als im Vorjahr. Der einkommensschwache Haushalt verwendet einen sehr großen Anteil seines Einkommens für Nahrungsmittel.“

Staatliche Hilfen sollten deswegen genau dort ankommen: „Die Maßnahmen der Bundesregierung gehen genau in die andere Richtung. Die Strom- und Gaspreisbremsen kommen allen Haushalten zugute.“ Das löse das Problem an sich aber nicht: „Wenn der Staat die Gas-Rechnung übernimmt, dann verschuldet er sich – wir zahlen die Rechnung also nicht heute, sondern einfach später“, erklärt Wollmershäuser dieser Redaktion. Das zweite Problem: „Haushalten wird Geld zur Verfügung gestellt, wodurch die Inflation insgesamt wieder angetrieben wird.“

Inflation: „Eines Tages werden wir uns hohe Preise besser leisten können“

Die Bundesregierung hat drei Entlastungspakete geschnürt, um Unternehmen und Bürger zu entlasten. Doch was hilft im Kampf gegen die Inflation wirklich? „Die Maßnahmen, die das Ganze an der Wurzel anpacken“, meint Wollmershäuser. Das heißt: „Wir müssen versuchen, mehr Energie zu bekommen.“ Der Bau von LNG-Terminals (Flüssigerdgasterminal) helfe dabei zum Beispiel.

„Irgendwann ist die Anpassung an die neuen Energiepreise abgeschlossen, dann sollten die Inflationsraten auch nicht weiter steigen“, prognostiziert Wollmershäuser. Das erwarte das ifo-Institut aber erst im übernächsten Jahr.


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Aber: Auch 2023 bleiben die Preise hoch. „Das ist das neue höhere Niveau, auf das wir uns einstellen müssen!“ Die gute Nachricht: Das ifo-Institut rechnet 2023 mit kräftigen Lohnanstiegen. „Eines Tages werden wir uns die hohen Preise auch wieder besser leisten können, dazwischen liegt eine gewisse Durststrecke“.