Noch werden Kinderwagen vermittelt, gehen die letzten Söckchen über die Ladentheke. Aber nicht mehr lange. Nach fast 22 Jahren schließt der Babyausstatter „Baby Life“ in Erfurt endgültig seine Tore.
Im Thüringen24-Gespräch erzählt Chefin Pia Klauer von den Gründen hinter der schweren Entscheidung – und von einem besonderen Herzenswunsch für ihre Erfurter Kundschaft.
Erfurter Traditionsladen macht dicht
„Wir sind seit zwei Wochen im Räumungsverkauf“, erzählt Klauer im Telefon-Interview. In der Mittagspause war Zeit für ein kurzes Gespräch. Ihre Stimme wirkt bedrückt. Man merkt ihr an, wie sehr sie noch an ihrem Laden hängt – auch nach all den Jahren.
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„Wir haben das mit Herzblut gerne gemacht“, erzählt sie. „Im August wären es 22 Jahre gewesen.“ Ihr Team, das waren immer sechs bis sieben Leute. Manche von ihnen blieben dem Traditionsladen am Juri-Gagarin-Ring Jahrelang treu. „Meine längste Mitarbeiterin ist jetzt seit 14 Jahren angestellt“, erinnert sich Klauer. „Dass wir jetzt schließen müssen, tut allen weh.“
Das ist der Grund für die Schließung in Erfurt
Wie konnte es nur so weit kommen? Das ist die Frage, die dem gesamten Team – und der verbliebenen Kundschaft – gerade unter den Nägeln brennt. Der Grund für die Schließung ist letztlich einfach. Am Ende waren schlicht nicht mehr genug Kunden da. Corona, Ukraine-Krieg und Energie-Krise waren da der perfekte Gift-Cocktail für den Erfurter Traditionsladen.
„Der letzte Kunde hat durch Corona auch gelernt, was Internet heißt“, erklärt Klauer bedrückt. Über 20 Jahre Expertise helfen dabei offenbar nicht, sich gegen das Preis-Dumping von Online-Riesen durchsetzen zu können. Letztlich haben sich wohl auch die Kundengewohnheiten geändert – mit der Energiekrise sind die Verkäufe dann so sehr zurückgegangen, dass es irgendwann nicht mehr anders ging. Am 15. Juni hat der Laden jetzt das letzte Mal geöffnet.
„Zum 30. Juni übergeben wir die Schlüssel an die Vermieter“, so Klauer. „Die Leute sollten besser jetzt noch an ihre Gutscheine und Gutschriften denken“, so die Laden-Chefin. „Das ist so ein bisschen mein Herzenswunsch.“
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Aus ihrem Team stehen jetzt einige Mitarbeiter – genau wie sie selbst – vor dem Nichts. „Zwei haben sich schon selbst was gesucht“, sagt Klauer, „eine ist noch in Mutterschaft, zwei machen hier noch das bittere Ende mit.“
Was dann passiert? Ungewiss. „Dann sind wir drei eben auf der Suche“, resigniert Klauer. Allerdings: „Ich freue mich über jeden Kunden, der noch was kauft.“