Es steht denkbar schlecht um die Apotheken in Thüringen. Personalmangel, Lieferengpässe, unzufriedene Kunden und nicht angepasste Gehälter sind nur einige der Probleme, mit denen Apotheker seit längerem kämpfen.
Doch langsam reicht es den Apothekern in Thüringen. Am 1. November gingen sie in Erfurt deshalb auf die Straße. Viele treibt die aktuelle Lage an den Rand der Verzweiflung.
Thüringen: Proteste gegen das Gesundheitssystem
Viele Apotheken in Thüringen blieben am 1. November geschlossen oder nur bis mittags geöffnet, wie die „Ostthüringer Zeitung“ (OTZ) schreibt. Der Grund: Apotheker und Mitarbeiter demonstrierten gegen die aktuelle Gesundheitspolitik. Daneben protestierten auch zahlreiche Ärzte, Zahnärzte und Psychotherapeuten. Rund 500 Menschen waren es schlussendlich, die sich vor dem Erfurter Landtag versammelt hatten.
+++ Erfurter zieht im Video-Chat blank – schnell folgt die böse Wende +++
Viele sind unzufrieden mit der aktuellen Gesundheitspolitik. Das Gesundheitssystem sei chronisch unterfinanziert und die viele Bürokratie mache es auch nicht leichter. Dazu kommen Lieferengpässe aufgrund der Corona-Pandemie und des Ukraine-Kriegs und Preissteigerungen, die weite Wellen der Verzweiflung schlagen. Laut dem Apothekerverband schreiben rund zehn Prozent der Apotheken in Deutschland rote Zahlen.
Thüringen: Lauterbach muss herbe Kritik einstecken
In Thüringen machen viele Mitarbeitende des Gesundheitssystems Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und seine Gesundheitspolitik für diese beunruhigenden Entwicklungen verantwortlich, wie verschiedene Apotheker auf Thüringen24-Nachfrage erklärten. Seine Unterstützung sei zu sehr auf Kliniken fokussiert – die ambulante Versorgung würde er dabei völlig vergessen. Besonders hart trifft es auch die Apotheken: ihnen fehlen das Geld und die Leute. Seit 2013 wurden die Gehälter nicht mehr angepasst, heißt es weiter.
Mehr News:
„Lauterbach ist ein Lügner“, kommentierte der Inhaber einer Erfurter Apotheke gegenüber Thüringen24. Er bezieht sich auf leere Versprechungen der Regierung. Die Forderung, die die Apotheker stellen, würden missachtet werden. Stattdessen boxe man andere Maßnahmen wie pharmazeutische Dienstleistungen durch, die zwar gut gemeint sind, aber für die viel Bürokratie benötigt wird.
Das koste wiederum Zeit, die woanders dann fehlt und auch nicht extra vergütet wird. „Das sind wie Tropfen auf dem heißen Stein“, sagt die Besitzerin einer Apotheke aus Gotha auf Thüringen24-Nachfrage. „Wenn sich nichts ändert, gibt es bald keine Apotheken in Deutschland mehr“. Diese düstere Prognose stellt eine Mitarbeiterin aus einer Arnstädter Apotheke in Aussicht.