Schon erstaunlich, was einem auf unseren Wanderwegen im Thüringer Wald so alles begegnen kann. Oder wer. Ich jedenfalls traute meinen Augen kaum, als mir beim Abstieg an einer beliebten Route plötzlich zwei schlitzförmige Pupillen entgegenblickten.
Was ich zu diesem Augenblick noch nicht wusste: Vor mir stand eine echte lokale Prominenz! Das Lieschen aus dem Thüringer Wald ist wohl die einzige Ziege mit ihrem ganz eigenen Instagram-Kanal. Jacqueline Bender aus Walterhausen hat das Lieschen in ihr Herz geschlossen und kümmert sich seit mehr als einem Jahr um das Lieschen – und ihre Social-Media-Präsenz. Im Thüringen24-Gespräch verrät sie mehr über ihre außergewöhnliche Wanderfreundschaft – und erklärt, was Wanderer bei einer Begegnung mit dem Tier alles beachten sollten.
Thüringen: Vierbeiner wird zum Social-Media-Star
„Ich komme aus Walterhausen, das ist der Nachbarort von Bad Tabarz, und habe das Lieschen im letzten Frühjahr kennengelernt“, erinnert sich Jacqueline. „Dann bin ich fast täglich hingewandert und habe sie besucht. Das war so mein Workout.“
Woher genau das Lieschen kommt, das kann niemand mehr so richtig nachvollziehen. Auch wenn sie eine Ohrmarke trägt. „Der Tabarzer Wegewart, Dieter Hellmann, hat sich da auch aktiv kundig gemacht“, sagt Jacqueline, „aber es lässt sich leider nicht rausfinden“. Derzeit scheint das Tier sich aber in der Region um Bad Tabarz in und um der Gipfelaussichtstour sehr wohlzufühlen – und verzaubert immer wieder ahnungslose Wanderer, mit denen sie sich in den allermeisten Fällen sehr gut versteht.
In der Vergangenheit gab es aber auch immer wieder besorgte Ausflügler, die dann bei der Polizei oder der Feuerwehr durchgeklingelt haben. „Sobald da angerufen wird, müssen die ausrücken, obwohl sie die Ziege in Anführungsstrichen schon kennen und wissen, dass da jetzt keine Gefahr im Verzug ist“, erklärt Jacqueline. Aus diesem Grund hat sie zusammen mit dem Wegewart auch Schilder angebracht, um auf das Lieschen zu sensibilisieren.
So solltest du dich bei einer Begegnung verhalten
„Es gab anfangs einen provisorischen Zettel“, sagt die Ziegen-Influencerin. „Zwei, drei verschiedene. Dann habe ich zum Wegewart, Herr Hellmann, gesagt, dass ich ein paar ordentliche Schilder mache und die einlaminiere. Dann sind wir zusammen durch den Wald gefahren und haben sie angebracht.“
Das Lieschen ist an Menschen gewöhnt und ist in aller Regel auch freundlich bei Begegnungen mit Wanderern. Dennoch: „Man darf halt nicht vergessen, es ist ein Tier“, sagt Jacqueline. „Wir können uns mit Worten ausdrücken und sagen: Halt, Stopp! Ich möchte jetzt keinen Kontakt zu dir. Das kann das Lieschen nur, indem sie ihrer Hörner nutzt und einen auch mal anstupst.“

Fotos sind kein Problem
Wenn das Lieschen aber mit dir mitläuft, ist es normalerweise kein Problem, wenn du auch ein Foto von ihr machst. Du solltest ihr natürlich ihren Raum geben. „Aber nicht versuchen wirklich diesen ganz engen Körperkontakt zu suchen, da kann es wirklich passieren, dass sie das ärgert“, erklärt Jacqueline. „Es ist wohl jetzt auch schon vorgekommen, dass auch private Gegenstände dadurch zu Bruch gegangen sind. Da übernehmen wir natürlich keine Haftung – und die Ziege auch nicht.“
Außerdem solltest du das Füttern unterlassen, weil die Ernährung bei Ziegen ziemlich komplex ist. Laut ihrer Tierärztin geht es dem Lieschen aber ziemlich gut – süße Sachen, wie zum Beispiel Obst sind bei ihr aber mittlerweile Tabu. „Im Wald wächst genug“, lacht Jacqueline. „Wenn eine Unterernährung vorliegen würde, würden wir auch eingreifen. Im Winter haben wir dann auch bedingt zugefüttert. Aber das machen dann wirklich wir, weil wir genau wissen, was ihre Bedürfnisse sind.“
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Das Lieschen freut sich auf Instagram immer über Zuschriften. Falls sie dir begegnet, schreib gerne an das @lieschen.aus.badtabarz (HIER geht’s zum Kanal).