Wie sich Yvonne Catterfeld über ihre neue Freiheit freut – das große Interview
2017 könnte ein richtig spannendes Jahr für Yvonne Catterfeld und ihre Fans werden. Denn am 10. März erscheint auf ihrem eigenen, neu gegründeten Label „Veritable Records“ das neue Album „Guten Morgen Freiheit“. Wir haben mit der Erfurter Sängerin darüber gesprochen.
Warum ein eigenes Label für die aktuelle Platte?
Catterfeld: Das eigene Label ist Teil eines Befreiungsprozesses. Ich hatte eine Zeit lang kein Management und musste alleine mit der Plattenfirma verhandeln. Seit 2000, also seit 16 Jahren, stand ich permanent unter Vertrag bei einem Label. Ein Jahr lang habe ich über ein neues Album verhandelt, bis der Wunsch immer mehr reifte, das selbst anzupacken. Ohne meinen neuen Manager Konrad Sommermeyer hätte ich diesen Traum nicht realisieren können.
War die Entscheidung dazu schwer?
Na ja, eigentlich bin ich keine Geschäftsfrau, aber zu dieser neuen Aufgabe hat mich beispielsweise Xavier Naidoo ermutigt, der sagte, dass ich das ja noch werden kann. Die Vision war irgendwann so groß, dass das Risiko unbedeutender wurde. Und ich hatte jemanden mit der gleichen Vision gefunden.
Welches Risiko entsteht denn dabei?
Man muss sich auf die eigenen Erfahrungen verlassen, investiert sein eigenes Geld in das Projekt, unterstützt von einem Vertrieb. Hier musste ich mich auch erst in die vielen Fragen einarbeiten, die es mit sich bringt, wenn man eine Firma gründen will. Den kreativen Prozess mag ich natürlich am liebsten. Und man steht nun in jeder Entscheidung für sich selbst, aber auch das Projekt. Es fordert mich, aber ich kann bis ins kleinste Detail entscheiden, dass das Album genauso wird, wie ich es haben will. Und das macht großen Spaß. Die Wege sind kürzer, ehrlicher und direkter.
Wird es denn auch andere Künstler geben?
Das Ziel war erst einmal eigene Unabhängigkeit. Langfristig hängt es davon ab, wie sich die Firma entwickeln wird.
Welche Vorteile hat das eigene Label noch, neben der freien Entscheidung?
Es ist ein kleiner und sehr privater Rahmen. Man denkt eher um die Ecke und ist kreativer, in jeglicher Hinsicht. Das betrifft auch die „Single-Diskussionen“, die ich für das halte, was oft am schwierigsten ist, nämlich: Welcher Song soll die Single werden? Da kann die Meinung von Künstler und Label schon auseinandergehen. Die Wege sind kürzer und ich kann das Video zu genau dem Song produzieren, der mir am Herzen liegt, auch wenn ich finanziell ein größeres Risiko dabei eingehe. Oder wir können uns kurzfristig für eine andere Single entscheiden, was wir im Fall von „Irgendwas“ getan haben. Es gibt aber Momente, beispielsweise wenn man das Album freigeben muss, die mich wahnsinnig machen, weil ich so perfektionistisch bin. (lacht)
Dort habe ich ja eine Coach-Funktion und das ist eine sehr angenehme Rolle. Selbst wenn es mir oft leidtut, und ich mich frage, warum kriegt der eine oder andere keinen Vertrag? Gegenüber den Talenten sind wir ja eigentlich in einer relativ komfortablen Situation, auch wenn wir gefordert sind und die Rolle der Verantwortung nicht zu unterschätzen ist, die wir damit tragen: Wir haben manchmal gut reden, vor allem, weil man selbst weiß, wie sich das anfühlt, allein auf der Bühne zu stehen und nur diese eine Chance zu haben. Und es tut mir immer leid, wenn jemand hinterher enttäuscht ist, der weiß, dass er es eigentlich besser kann, als er in diesem Moment zeigen konnte.
Wie ist das mit Ihren eigenen Konzerten?
Ich habe die letzte Tournee ja vor elf Jahren gespielt. Es wäre ein Traum, wenn eines Tages die Vorfreude größer wäre als die Aufregung. So ein oder zwei Stunden vor dem Konzert geht es noch, aber dann … Routine, wird das nie.
Was machen Sie an dem Tag, am 10. März, wenn die Platte erscheint?
Ich gehe davon aus, dass ich am 10. März viel zu tun haben werde, das ist kurz bevor die Tour losgeht. Zeit, das großartig zu feiern, habe ich nicht. Aber der Moment, wo man das Album in den Druck gibt und weiß, bald kann es jeder hören, ist schon aufregend. Wichtiger ist aber, dass man selbst zufrieden ist. Und dieses Empfinden kann ja anders sein als das der Konsumenten. Solang man aber selbst davon überzeugt ist, ist das ja auch ok.
Wichtiges Thema: Freiheit
Freiheit ist ein großes Thema der Scheibe, was ist Ihnen dabei wichtig?
Dass ich auf Impulse höre. Auch das Muttersein hat mich dabei neu geprägt. Ich finde es wichtig, seiner Intuition zu folgen, eigene Impulse zu verstehen. Ich würde dazu gern andere ermutigen, zu tun, was sich gut anfühlt. Aber mir ist klar, dass nicht jeder einfach seinen Job kündigen kann, um seine Freiheit auszuleben. Und nicht jeder kann so frei agieren, wie er gern möchte.
Welcher Titel ist Ihnen besonders wichtig?
„Was bleibt“, bei dem ich hinterfrage, was ich tue und was davon übrig bleibt. Als Mutter hat man da noch einmal eine neue Perspektive und auch das Älterwerden trägt dazu bei. Was bleibt, an was möchte ich mich später erinnern? Was berührt und bewegt mich? Und: Macht mich der Erfolg glücklich? Was genau ist Erfolg? Muss man dazu immer besser werden?
Es gibt mit „Straßen aus Salz“ einen Song aus Kinderperspektive. Wie kam es dazu?
Kinder sind ja immer diejenigen, die unter Trennungen am meisten leiden. Und auf diese Art kann man eine Geschichte mal anders erzählen: Das Lied birgt viel Interpretationsspielraum in sich. Ich selbst kenne erschreckend viele Geschichten, bei denen Kinder unter dem Verhalten ihrer Eltern leiden, beispielsweise wenn das Kind dem Vater lange entsagt wird.
Und wer spielt noch so mit?
Sie hatten Gäste auf der neuen CD, wer sind sie und ist live einer von ihnen dabei?
Chima, Teezy, Motrip, Bengio. Je nachdem in welcher Stadt ich bin, wird der eine oder andere hoffentlich mit auf die Bühne springen. Bengio ist aber immer dabei. Ich freue mich, dass er bei mir als Support spielt und die Halle einheizt.
Wie viel Zeit verbringen sie noch in Erfurt?
Gefühlt immer zu wenig. Ich genieße es, zu Hause zu sein, bei Eltern, Freunden und Familie vor Ort. Etwa alle zwei Monate bin ich noch hier, was die Sehnsucht angeht, wäre ich gern noch öfter da.
Wie klingt das Album, wenn Sie es selbst beschreiben müssten?
Es ist viel Soul drin, aber eher mit der Übersetzung von viel Seele. Es ist tiefgründig und hinterfragend. Außerdem bringt es einen sehr urbanen Sound mit.
Termine:
19. März 2017 Magdeburg | Stadthalle
25. März 2017 Weimar | Weimarhalle
Karten für Yvonne Catterfelds Konzert in Weimar gibt es unter anderem im Ticketshop Thüringen.