Erfurt.
Bahram Nematipour aus Erfurt macht Kunst. Und zwar nicht irgendeine Kunst, er verwandelte unter anderem eine langweilige Litfaßsäule in stille und poetische Kritik.
Das letzte Werk des Künstlers aus Erfurt trägt die Beschreibung: „We are alive… and stronger than always“ (zu dt.: Wir leben… und sind stärker als immer). Doch welcher Gedanke steht dahinter und warum diese Litfaßsäule in Erfurt? Thüringen24.de hat nachgefragt…
Erfurt: Kunst über und für Menschen
Bahram ist ein sehr beschäftigter Maler. „Ich habe drei Jobs und springe immer von dem einen Unterricht zum anderen“, sagt der Absolvent des Fachs „Freie Kunst“, welches er an der Bauhaus-Universität in Weimar studiert hat. „Ich bin ein Mensch, der immer zwischen Menschen ist“, sagt er.
Und das merkt man auch bei jedem seiner Pinselstriche, die zeigen nämlich vor allem eines: unterschiedliche Menschen.
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Das ist Erfurt:
- ist die Landeshauptstadt von Thüringen
- im Dezember 2019 hatte Erfurt knapp 214.000 Einwohner
- im Erfurter Dom wurde Martin Luther zum Priester geweiht
- hat 53 Stadtteile
- seit 2006 ist Andreas Bausewein (SPD) amtierender Oberbürgermeister
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Erfurt: Kritik an der Masse an Werbung
„Verbindungen zwischen Menschen, Beziehungen, Figuren, ihre Geschichten – das ist immer mein Thema gewesen und die Köpfe der Menschen sollen das zeigen. Ich mag diese Darstellung, dass alle zusammen sind“, sagt Bahram und man kann seine Motivation dahinter förmlich spüren.
Eine Gemeinschaft aus vielen verschiedenen Figuren mit ihren Geschichten, das war Bahram schon immer wichtig. „Wir sind immer mit unserer Geschichte, und somit auch mit unserer Herkunft, verbunden. Fast die Hälfte meines Lebens, vielleicht sogar mehr, lebe ich in meinem Kopf“, erläutert er und erklärt damit sein Kunstwerk.
Doch warum sind die Porträts der Menschen, und somit ihre Geschichten, ausgerechnet auf einer Litfaßsäule abgebildet?
Die Antwort ist so simpel wie poetisch.
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Erfurt: Werbung, Werbung und noch mehr Werbung…
„Am Anfang dieser Idee war eine Art Ironie. Ich sah immer diese Säulen und die Plakate mit Werbungen, die ich eigentlich hasse. Und das hat mir immer leidgetan. Ich habe gedacht: ‚Ach man, diese kapitalistische Stimmung, in der wir leben…’. Keine Kunst, sondern immer nur Werbung, Werbung, Werbung…“, so Bahram.
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Auch auf der Video-Plattform „Youtube“ sei das Problem mit den Marketing-Annoncen sehr präsent, was dem Künstler auf die Nerven geht. Denn hört der Nutzer Musik oder schaut ein Video, dann „hast du einfach alle 30 Sekunden Werbung“, merkt er verständnislos an.
Die Litfaßsäule machte ihn auf sich aufmerksam, weil sie für einen sehr langen Zeitraum leerstand. Da kam ihm die Idee zur Aufforderung: „Wir könnten einfach weniger kaufen und mehr Kunst anschauen.“
Besonders für den Aspekt der Kritik sei die Litfaßsäule gut geeignet, erklärt Bahram: „Als Künstler würde ich meine Kunstwerke ziemlich gerne in einer Galerie ausstellen, aber in der Straße wird die Kunst als Demonstration schneller erkannt“.
Zur Frage, ob das Kunstwerk genehmigt sei, antwortet Bahram: „Viele Freunde von mir würden so eine Aktion mit der Litfaßsäule nie machen und haben befürchtet, dass es gemeldet wird.“ (ali)