Königsee.
Gute gedacht, aber schlecht umgesetzt war die Idee eines Lehrers im Kreis Saalfeld-Rudolstadt.
Weil ein Gymnasiallehrer auch während des Homeschoolings in Kontakt mit seinen Schülern stehen wollte, drohte ihm ein Bußgeld im vierstelligen Bereich.
Saalfeld-Rudolstadt: Lehrer will mit seinen Schülern chatten – das geht nach hinten los
Als Michael Hose und seine Schüler am Dr.-Max-Näder Gymnasium in Königsee im Kreis Saalfeld-Rudolstadt im Frühjahr 2020 wegen Corona auf das Homeschooling umstellen mussten, wollte der Lehrer seine Schüler weiterhin auch abseits des digitalen Schulunterrichts betreuen.
Weil zwischenmenschliche Gespräche im Klassenzimmer also wegfielen, suchte der Lehrer eine Möglichkeit, online mit seiner 9b in Kontakt zu bleiben. Das berichtet die „Thüringer Allgemeine“.
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Der Landkreis Saalfeld-Rudolstadt:
- liegt im Süden von Thüringen
- hat 102.309 Einwohner (Dezember 2020)
- besteht aus 26 Gemeinden
- Landrat ist Marko Wolfram (SPD)
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Das Problem: Nicht alle Schüler besitzen Mailadressen, eine offizielle Plattform des Landes Thüringen zu diesem Zweck gab es auch nicht. Also passte sich Hose seinen Schülern an, die vorschlugen, das Chat- und Kommunikationsprogramm „Discord“ zu nutzen. Die Plattform dient sonst vor allem Computerspielern, man braucht allerdings keine Logindaten sondern kann sich per Brower mittels IP-Adresse einwählen – für Lehrer Hose aus datenschutzrechtlicher Sicht kein Problem.
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Der thüringische Landesdatenschützer Lutz Hasse sieht das allerdings anders. Und sieht in dem Chat zwischen Hose und allen 26 Schülern eine Ordnungswidrigkeit. „Nichts gegen Kreativität. Aber sobald Kinderdaten rechtswidrig verarbeitet worden sein sollten und die Gefahr besteht, dass diese von unbefugten Dritten zur Profilbildung genutzt werden könnten, hört der Spaß auf“, erklärt Hasse gegenüber der „Thüringer Allgemeine“.
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Saalfeld-Rudolstadt: Engagierten Lehrer drohte ein Bußgeld von 1000 Euro
Gymnasiallehrer Hose nimmt sich einen Anwalt, kommt nach eineinhalb Jahren im August 2021 mit einer Verwarnung davon – das angedrohte Bußgeld in Höhe von 1000 Euro muss er nicht zahlen. Grund für die Verwarnung ist, dass „personenbezogene Daten der Schüler (Klarnamen, d. h. Vor- und Zunamen, E-Mail-Adressen etc)“ an Discord übermittelt worden seien – ohne Einwilligung der Eltern. Zwar bot Lehrer Michael Hose an, die Einwilligungen nachträglich einzuholen, doch darauf ging der Landesdatenschutz nicht ein.
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Die Lehrkraft ist laut „“ erleichtert, dass „das Ganze vorbei ist. Auch wenn ich die Verwarnung nach wie vor für nicht gerechtfertigt halte.“ (kv)