Erfurt.
Bereits seit vergangener Woche schlägt eine „Impf-Party“ in Erfurt hohe Wellen.
Nach dem sich der CDU-Landtagsabgeordnete Mike Mohring in die Debatte um die Abschlussfeier des Erfurter Impfzentrums eingemischt hatte, und das nicht gerade begeistert, steht jetzt die Gesundheitsministerin unter Beschuss.
Erfurt: Gesundheitsministerin soll Impf-Party erklären
Die CDU-Fraktion im Thüringer Landtag wird jetzt die Rolle der Landesregierung bei dieser Veranstaltung im Sozialausschuss hinterfragt.
Dazu erklärt der parlamentarische Geschäftsführer der Union, Andreas Bühl:„Während die Thüringerinnen und Thüringer zu höchster Vorsicht und Zurückhaltung aufgerufen sind und beinahe täglich härtere Schutzmaßnahmen greifen, hat die Gesundheitsministerin offenbar nichts Besseres zu tun, als zu einer 195.000 Euro teuren Impfparty einzuladen.
Draußen rollt die vierte Welle an, aber die Ministerin und ihre Kabinettskollegin Karawanskij amüsieren sich bei einer Großveranstaltung mit Häppchen und Jan Delay. Die vielen Impfhelfer in Thüringen haben sicher jeden Dank verdient, aber mit so einer Veranstaltung erweist Frau Werner diesem wertvollen Engagement einen Bärendienst.
Trotz der im Ländervergleich höchsten Inzidenzen und niedrigsten Impfquoten schließt die Landesregierung die Impfzentren und krönt diese Fehlentscheidung dann auch noch mit einer Feier. Im Ausschuss erwarten wir Antworten, wie man auf so eine Schnapsidee kommen kann.“
Erfurt: Mohring kritisiert Impf-Party
Der Ex-Fraktionschef schrieb bei Twitter, die von der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) veranstaltete Feier sei „völlig instinktlos“ gewesen. Damit meine er nicht den Dank an diejenigen, die es verdient haben – „sondern die Größenordnung der Impf-Party und die Geldverschwendung“.
Zuvor hatte der „Spiegel“ über die offenbar ausgelassene Feier unter dem Motto „Danke fürs Impfen“ in Erfurt berichtet. Demnach ließ man sich bei der KV-Party vor rund zwei Wochen offenbar nicht lumpen: Das üppige Catering und die Künstlergagen beliefen sich auf rund 195.000 Euro. Satte Kosten also.
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Erfurt: Jan Delay feiert mit Heike Werner
Unter anderen hatte der Hamburger Sänger Jan Delay den Partygästen von der Bühne aus ordentlich eingeheizt. Neben den Mitarbeitern des Impfzentrums und einigen Soldaten war auch Politprominenz aus Thüringen mit am Start, darunter auch Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke).
Dabei waren die Rahmenbedingungen der „Impf-Party“ schon brisant: Die Sieben-Tage-Inzidenz in Erfurt lag über 250. Laut KV wurde aber konsequent ein 2G-Konzept durchgesetzt. Außerdem habe es eine Testmöglichkeit gegeben. Durch die Veranstaltung habe man zeigen können, wie Normalität mit einer Corona-Impfung wieder möglich sei.
+++ Corona in Thüringen: SO brisant ist die Lage! +++
Die Kassenärztliche Vereinigung Thüringen (KVT) finanziert sich aus einem Anteil der Kassenhonorare an die Ärzte.
Das sagt das Ministerium zu den Vorwürfen
Mittlerweile haben sich auch das Thüringer Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie und die Kassenärztliche Vereinigung Thüringen zu der Impfparty geäußert. Die Veranstaltung habe demnach unter „strenger Einhaltung der 2G-Regeln“ stattgefunden. Man habe mit der Feier all jenen danken wollen, die sich die vergangenen Monate bemüht hatten, die Impfkampagne voranzutreiben und umzusetzen.
„Die nun im Nachhinein geäußerten Vorhaltungen treffen vor allem diejenigen, die mit der Veranstaltung geehrt werden sollten. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sahen sich für ihr Engagement häufig Beschimpfungen und Bedrohungen von Impfgegnern ausgesetzt. Jetzt mit Blick auf die niedrige Impfquote zu behaupten, das Dankeschön sei nicht gerechtfertigt gewesen, halte ich für verfehlt. In den Impfstellen wurde hervorragende Arbeit geleistet. Allen, die dort ihren Dienst getan haben, gilt mein ausdrücklicher Dank!“, sagt Thüringens Gesundheitsministerin Heike Werner.
Werner: Veranstaltung sollte zeigen, was mit Impfung wieder möglich ist
Sie betont auch, dass nicht die Schließung des Erfurt Impfzentrums gefeiert wurde. Vielmehr sei dies eine Veranstaltung gewesen, um allen Mitarbeitern in den Impfzentren und Impfstellen für ihr Engagement zu danken. Auch medizinisches Personal, Bundeswehrsoldaten, Fraktionsvorsitzende und die gesundheitspolitischen Sprecher der jeweiligen Fraktionen seien geladen gewesen. Ebenso Landräte, Oberbürgermeister und Medienvertreter.
Neben der 2G-Voraussetzung hätten alle Teilnehmer die Möglichkeit gehabt, sich vor der Location freiwillig noch testen zu lassen. Ebenso hätten sich alle Feiernden im Vorfeld registrieren müssen. Somit habe Thüringen zeigen wollen, „dass und wie mit einer Impfung wieder Normalität möglich ist.“
Die Party habe insgesamt 195.000 Euro gekostet. Darin enthalten seien Kosten für Catering, Personal, Sicherheitspersonal, Technik, Miete und Gagen für die Künstler. Die Mittel dafür würden aus dem Budget für das Impfmanagement stamme, ein Großteil der Gelder, 170.000 Euro, habe Thüringen durch Einsparungen im IT-Bereich finanzeiren können. (ck/abr)
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