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Erfurt: Werden Affen nicht artgerecht gehalten? Jetzt kontert der Zoo!

Erfurt: Werden Affen nicht artgerecht gehalten? Jetzt kontert der Zoo!

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Im Zoopark Erfurt leben zwei Siamangs. Ein Video der beiden Affen hat für Kritik gesorgt. Aber der Zoo kontert. (Symbolbild) Foto: picture alliance / Kontrolab | Roberta Basile / IPA

Erfurt. 

Ein Affen-Video aus dem Zoopark Erfurt sorgt für Diskussionen.

Ein Besucher des Zoos in Erfurt hatte es aufgenommen und ins Netz gestellt – die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten.

Vorwürfe gegen Zoopark Erfurt

Der nur 17 Sekunden lange Clip zeigt zwei Affen im Zoo Erfurt, die bei bestem Wetter affentypische Laute von sich geben – und im wahrsten Sinne des Wortes in ihrem Gehege abhängen. Angeblich soll es sich um Brüllaffen handeln.

Inzwischen sind mehr als 40 Kommentare unter dem Video einer Erfurter Facebook-Gruppe zu finden. Die allermeisten von ihnen sind extrem kritisch… Von „Tierquälerei“ ist die Rede. Die Affen würden nicht artgerecht gehalten. Der Zoopark Erfurt müsse geschlossen werden. Starker Tobak also!

Zoopark Erfurt kontert Kritik

Thüringen24 hat den Zoopark Erfurt mit den Vorwürfen bei Facebook konfrontiert. „Bevor man Aussagen macht, was artgerecht, tiergerecht oder ausreichend Platz ist, muss man die Art, das Verhalten und wichtige Daten zu den Individuen kennen“, sagt Kuratorin Heike Maisch vorweg.

Zunächst einmal handle es sich bei den beiden Affen nicht um Brüllaffen, sondern um Siamangs. Um Mutter und Sohn. Brüllaffen gebe es im Zoo Erfurt nicht.

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Mama „Schnudi“ sei 51 Jahre alt und damit hochbetagt. Weltweit lebten nur vier noch ältere Siamangs in Zoos. „Schnudi“ lebe seit ihrem dritten Lebensjahr im Zoo in Erfurt, sei dort also aufgewachsen. 1987 habe sie hier auch ihren Sohn „Rokan“ zur Welt grebacht. Damit sei auch er kein „junger Hüpfer“ mehr.

Auch einige Pfleger arbeiteten schon seit Jahrzehnten mit den Siamangs zusammen, also bestehe ein extremes Vertrauensverhältnis: „Deshalb wird ‚Schnudi‘ auch nicht mehr in einen anderen Zoo umziehen. ‚Mehr Fläche‘ ist nicht automatisch mehr Lebensqualität – was von vielen Menschen immer wieder angenommen wird“, so Maisch.

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Ein größeres Gehege sei also nicht automatisch besser. Die Kuratorin stellt klar: „Eine gut und persönlich möblierte Vier-Zimmer-Wohnung mit Familie ist für viele Menschen von der Lebensqualität auch besser als ein Schloss mit 22 Räumen, die allerdings leer sind und wo man dann allein lebt, um es mal überspitzt aber deutlich zu formulieren.“

Zoopark Erfurt: Affen haben selbst die Wahl

Siamangs bewegen sich durch Schwinghangeln fort. Daher sei die Anlage in Erfurt auch bewusst langgestreckt gebaut. „Und da die intelligenten Tiere auch nicht immer angestarrt werden möchten, ist der hintere Teil vor dem Haus schlecht und das Haus selbst für Besucher gar nicht einsehbar“, erklärt die Kuratorin.

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Das ist der Zoo Erfurt:

  • Thüringer Zoopark Erfurt, liegt im Norden Erfurts
  • größter zoologischer Garten Thüringens
  • 63 Hektar große Fläche
  • wurde 1959 eröffnet
  • dort leben 133 Tierarten und rund 1.000 Tiere

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Genau wie alle anderen Wildtiergehege im Zoopark Erfurt hätten die Behörden auch die Siamang-Anlage genehmigt. Wenn die beiden Siamangs mal nicht mehr seien, werde man auch keine jungen, bewegungsstarken Siamangs mehr aufnehmen. „Als ‚Altenteil‘ ist es jedoch für die zwei völlig ausreichend“, sagt Maisch.

Generell: „Schnudi“ und „Rokan“ könnten frei wählen, ob sie raus wollen oder nicht – außer das Wetter ist zu schlecht und die beiden könnten krank werden. „Wir zwingen sie nicht raus. Dann muss man als Besucher eben später noch mal vorbeikommen oder an einem anderen Tag, wenn keiner zu sehen ist. Die beiden leben hier, wir Menschen sind nur zu Gast!“

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Zoopark Erfurt: Lautes Duett im Affengehege

Dass Mutter und Sohn mit ihrem Leben zufrieden seien, zeige sich nicht nur daran, dass sie keine Verhaltensauffälligkeiten oder Stereotypien zeigen. „Beide singen im Duett – was man auch einen Kilometer weiter weg hören kann – um ihr Revier gegen andere Siamangs abzugrenzen. Das heißt, sie verteidigen ihr Zuhause per Gesang. Und bis heute funktioniert das auch: Kein anderer Siamang hat bisher versucht, ihnen ihr Revier und Territorium streitig zu machen“, so Maisch.

Der Zoopark Erfurt jedenfalls freue sich, die Gesänge – die teils schon um 5 Uhr losgehen – noch hoffentlich lange hören zu können, sagt die Kuratorin. Das sei im Freiland leider immer seltener der Fall. „Siamangs sind bedroht. Die Zerstörung des Lebensraums, der Wälder, fordern einen hohen Tribut. Nicht nur durch Abholzung, sondern auch durch das ‚Roden mit Feuer‘, bei denen die Siamangs elendiglich verbrennen.“ (ck)