Erfurt.
Man mag es fast ironisch nennen: Eigentlich sollte mit dem Stadtratsbeschluss vom ersten Juni Ruhe auf der Clara in Erfurt einkehren – sowohl auf der Straße als auch in der Diskussion um ihren Umbau.
Jetzt kocht die Debatte um die Verkehrsberuhigung der Clara in Erfurt aber erneut hoch – eine Gruppe steigt dabei auf die Barrikaden.
Erfurt: FDP mit spontaner Demo auf der Clara-Zetkin-Straße
Pinke Banner, Gartenstühle, Sonnenschirm – die FDP in Erfurt-Süd entschloss sich am Dienstagabend dazu ihren Sommer-Stammtisch spontan auf die Clara-Zetkin-Straße auszulagern und eine Demonstration daraus zu machen. Auf provisorischen Plakaten waren dabei Phrasen wie „Verkehrsschikane“ und „Freiheit für die Clara“ zu lesen.
„Im März ist der Verkehrsversuch in der Clara-Zetkin-Straße ausgelaufen. Bis heute hat sich nichts an dem Zustand geändert. Verkehrsschikanen und eine chaotische Parksituation behindern den Durchgangsverkehr und die Rettungsfahrzeuge, die inzwischen Umwege in Kauf nehmen, um die Clara zu meiden“, sagte FDP-Sprecher Marc Frings nach der Aktion.
Nicht allen Menschen in Erfurt gefallen die Pläne der Stadt
Wo liegt hier der Ärger begraben? Die Clara-Zetkin-Straße soll in einer verkehrsberuhigenden Maßnahme von vier auf zwei Spuren zurückgebaut werden. 2021 wurde in der Straße deswegen bereits ein Experiment durchgeführt, bei der die Straße provisorisch eingeengt wurde.
Das Experiment wurde beendet, die neue Verkehrsführung blieb. Bis zum Start des Umbaus im Jahr 2024 soll sie auch so beibehalten werden, sagt die Stadt.
Zum Ärger einiger Anwohner. Zumindest wenn es nach der Darstellung der FDP geht. In einer Pressemitteilung ist von einer „chaotischen Parksituation“ die Rede, die den Durchgangsverkehr und sogar die Rettungsfahrzeuge behindere. Mit ihrer Demo forderten sie die Stadtverwaltung dazu auf einzulenken.
Änderungen an der Clara in Erfurt ab September
Chaos oder nicht, in der Clara soll sich in ein paar Wochen einiges ändern. So soll die Verkehrsführung in der Straße im September umorganisiert werden, bestätigt der Verkehrsbeigeordnete der Stadt Matthias Bärwolff (Linke) auf Thüringen24-Anfrage. Wie genau die Verkehrsführung dabei aussehen wird, werde derzeit noch geplant so der Beigeordnete weiter. Allerdings seien Feuerwehr, Rettungsdienste und die Polizei an der Planung beteiligt.
So viel ist aber sicher: Die Umgestaltung zur „grünen“ Clara ist beschlossene Sache – und das bleibt aus Sicht der Stadtverwaltung auch so. „Wenn die FDP die Umgestaltung der Clara-Zetkin-Straße als Verkehrsschikane bezeichnen möchte, steht ihr das frei“, sagt Bärwolff. „Es ist jedoch erklärter politischer Wille des Erfurter Stadtrats und der Stadtverwaltung, diesen Teil der zahlreichen Konzepte und Pläne zur Klimaanpassung und zur Verkehrsentwicklung umzusetzen.“
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Im Übrigen – und diesen Seitenhieb ließ sich der Linke-Politiker nicht nehmen – zeige die FDP-Demo auch sehr gut, dass der öffentliche Raum nicht nur als Parkraum missverstanden werden sollte.
„Liegestuhl, Bratwurstrost und Rasenteppich hätten sicher weniger Reiz, wenn sie auf dem Schmidtstedter Knoten aufgebaut würden“, so Bärwolff. (bp)