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Bahnstreik in Erfurt: Mitarbeiter gehen auf die Barrikaden – „Wir sind sauer“

Beim Bahnstreik in Erfurt postieren sich Mitglieder der Lokführergewerkschaft auf dem Bahnhofsvorplatz – mit klaren Forderungen!

GDL Streik Erfurt
© Nadia Sowada

Lokführer bestreiken Personenverkehr - Notfahrplan gilt

Bundesweit hat am frühen Mittwochmorgen der Streik der Lokführer im Personenverkehr begonnen. Enden soll der Streik am Freitag um 18.00 Uhr. Bis dahin gilt ein Notfahrplan der Deutschen Bahn. Fahrgästen wurde empfohlen, ihre Reise wenn möglich zu verschieben oder sich nach alternativen Verbindungen zu erkundigen. Tickets behalten nach Bahn-Angaben ihre Gültigkeit, die Zugbindung ist aufgehoben. 

Der Bahnstreik bewegt aktuell ganz Deutschland – auch Erfurt ist direkt davon betroffen. Fernverkehr-Züge fallen aus, den Läden bleiben die Kunden weg und der Frust bei den Fahrgästen ist auf dem Höhepunkt. Der vierte und längste Tarifstreit hält allerdings nicht nur Händler und Reisende auf Trab: Die Betroffenen selbst melden sich in einem Interview mit Thüringen24 am ersten Tag des Streiks (24. Januar) nämlich auch zu Wort.

Was die Lokführer aus Erfurt jetzt zu sagen haben und was sie aktuell bewegt, kannst du hier nachlesen.

Erfurt: „Irgendwann kann der Körper einfach nicht mehr“

Am Erfurter Hauptbahnhof hat am Mittwochmorgen (24. Januar) der Bahnstreik der Lokführergewerkschaft begonnen. Vor Ort anzutreffen waren nicht nur verärgerte Fahrgäste sondern auch die Streikenden höchstpersönlich. „Wir wollen Präsenz zeigen“, sagt der Erfurter Ortsgruppenvorsitzende Oliver Reichert im Gespräch vor Ort mit Thüringen24. Die Lokführer versammeln sich nämlich am Mittwoch (24. Januar) auf dem Bahnhofsvorplatz des Erfurter Hauptbahnhofs, um ihrem Ärger Luft zu machen. Aufgrund des Wetters allerdings nur bis 12 Uhr – am Donnerstag (25. Januar) versammeln sich die Lokführer dann nochmal zur Kundgebung ab 13 Uhr.

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Der aktuelle Tarifstreit geht nun in die vierte Runde. Mit einer Streik-Dauer von sechs Tagen ist er damit der bisher längste – und dürfte somit der härteste für Reisende sein. Bei einigen Menschen stößt die GDL damit auf Unverständnis. Doch was steckt neben der 35-Stunden-Woche bei vollem Lohn noch hinter den Forderungen der Lokführer? Ein persönliches Gespräch mit Oliver Reichert gab uns einen Einblick: „Wir sind sauer auf den Bahnvorstand, da wir von dem keinerlei Wertschätzung erfahren“. Es sei bei den Lokführern gar nicht gut angekommen, dass die Vorstände Prämien kassiert hätten, alle anderen aber weiterhin unter schlechten Bedingungen hätten arbeiten müssen.

„Ihr habt gut lachen. Seht mal, die stehen hier und lachen uns alle aus!“

„Viele können einfach nicht mehr“, so Reichert. Lokführer hätten immerhin nicht die Möglichkeit, im Home-Office zu arbeiten. „Ich hab 40 Jahre Schichtdienst hinter mir, irgendwann kann der Körper einfach nicht mehr. Deswegen wollen wir die 35-Stunden-Woche“, erklärt der Ortsgruppenvorsitzende. Wer mehr arbeiten wolle, könne dies ja tun. Er selbst sei auch Lokführer und gibt uns einen Einblick in seinen Arbeitsalltag: „Wir fangen um drei Uhr nachts an und machen ständig Wechseldienste. Ich hätte gestern planmäßig um 19 Uhr anfangen müssen, bis heute früh um 7:30 Uhr. Heute Abend wäre es von 22 Uhr bis morgen um 9:30 Uhr gewesen und so geht es immer weiter“.

Er ärgere sich außerdem, wie die Lokführer von der Presse dargestellt würden. Außerdem seien sie Anforderungen noch aus einem anderen Grund durchaus legitim: „Machen wir uns nichts vor, es ist alles teurer geworden“. Es brauche einfach mehr Lohn. „Wir haben keine Kapazitäten mehr und wir haben auch kein Personal mehr“, beklagt Reichert. Mit solchen Arbeitsbedingungen sei es schwierig, Nachwuchs zu finden. Es herrsche chronischer Personalmangel.


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Verärgerten Fahrgästen sagt er: „Wir sind einfach Gewerkschafter und haben einen gewissen Zusammenhalt. Dadurch können wir eben streiken. Wir wollen ja nicht unsere Reisenden bestreiken, wir wollen den Konzern bestreiken“. In Thüringen sei die Lage noch gut, da der Regionalverkehr nur mäßig eingeschränkt sei und man einigermaßen von A nach B komme. „Man hat das ganze Eisenbahnsystem an die Wand gefahren. Wir stehen überall rum, wir haben immer Verspätung. Wir brauchen mal nur auf die Anzeigetafel zu schauen, da fahren doch fast keine Züge mehr pünktlich“. Dafür könne aber der einfache Mitarbeiter nichts – „Man hat die Bahn kaputtgespart und vernachlässigt. Man hat immer nur auf die Straße gesetzt“, kritisiert Reichert. Wenn man endlich erkenne wie wichtig die Bahn sei, würden sich wahrscheinlich auch die Arbeitsbedingungen verbessern.

Gab es direkte Reaktionen von Fahrgästen bei der Kundgebung? Beim letzten Streik vorm Erfurter Hauptbahnhof bekamen die Lokführer nur einmal einen dummen Kommentar von den Passanten ab, berichtet Reichert, „Das muss man eben ausstehen“. Ein paar Minuten später lief dann ein verärgerter Passant an den Streikenden und machte seinem Ärger Luft: „Jaja, ihr habt gut lachen! Seht mal, die stehen hier und lachen uns alle aus!“, rief er den Lokführern wütend zu.