Nachdem am Montag ein Haus in der Carl-Zeiss-Straße in Jena besetzt wurde, hat die Ernst-Abbe-Stiftung als Eigentümer des Gebäudes den Aktivisten ein Angebot unterbreitet. Demnach können die Besetzer das Haus – zumindest teilweise – mieten, teilte die Polizei mit. Voraussetzung sei aber, dass sie das Gebäude erst einmal freiwillig verlassen. Dann könnte am Dienstag ein Mietvertrag aufgesetzt werden.
Mit ihrer Aktion wollen die Hausbesetzer gegen den „Ausverkauf der Stadt“ und die „Verdrängung von Menschen ohne hohes Einkommen oder ohne bezahlte Tätigkeit aus der Innenstadt“ protestieren. Das Gebäude soll als „selbstverwaltetes Zentrum“ und damit auch als Ausgangspunkt weiterer Aktionen genutzt werden, teilten die Besetzer am Montag mit. Auf Twitter riefen sie zu einem Plenum auf, in dem vor Ort diskutiert werden soll.
Gleichzeitig rückte auch die Polizei an. Die Beamten sprachen von 127 Teilnehmern in der Carl-Zeiss-Straße. Außerdem seien sieben Personen – zum Teil rosa gekleidet – durch die Innenstadt gezogen. Mit der Mini-Demo wollten sie sich solidarisch mit den Hausbesetzern zeigen. Am frühen Abend war zunächst unklar, ob die Polizei in das Geschehen eingreift und möglicherweise das Gebäude der Abbe-Stiftung räumt.
Bildergalerie: Haus in Jena besetzt
Wenige Räume zur kostenlosen Nutzung in Jena
Die Besetzer, die das heruntergekommene Haus am Montag erst einmal reinigten, fordern nun eine zeitlich unbegrenzte und kostenlose Nutzung des Gebäudes. „In Jena gibt es immer weniger Räume, die Menschen kostenlos für Veranstaltungen wie Workshops, Lesungen, für Werkstätten, für ein offenes Infocafe, einen Umsonstladen oder Konzerte nutzen können“, sagt eine der Teilnehmerinnen, die sich Maria Kaktus nennt. „Das liegt auch daran, dass Stadtverwaltung und Politiker vorrangig an der Aufwertung der Stadt interessiert sind. Menschen ohne oder mit wenig Geld werden so aus der Stadt gedrängt.“
Bessere Nutzung als Abbe-Stiftung?
Die besetzende Gruppe könne Gebäude besser nutzen als die Abbe-Stiftung, die es nur leerstehe lasse, heißt es weiter. Man sei bereits mit der Stiftung im Gespräch und erwarte ein offenes Ohr, denn schließlich sei ja die „Förderung gemeinnütziger Einrichtungen und Maßnahmen zugunsten der Einwohner Jenas“ eine der selbstgewählten Aufgaben der Stiftung.
Bereits im Juli 2014 war die Carl-Zeiss-Straße 11, das Nachbargebäude, besetzt worden.