„Früher kamen mehr Männer“ – Ein Blick in Jenas Sexshop
Sexshop in Jena hat umgestellt: Statt Filmen gibt es nun Sextoys, viele für Frauen und Paare
Derzeit besonders gefragt: Sexspielzeug aus dem BDSM-Bereich und Vibratoren mit Reizstrom
Frech und bunt sehen sie aus, die Vibratoren und Dildos in den Regalen. Anders als im Internet hat hier der Kunde die Möglichkeit, die Ware anzufassen. Wahrscheinlich ist dies auch der Grund, warum es weiterhin viele Kunden in den Beate Uhse-Laden in der Jenaer Innenstadt zieht. Bereits seit 1990 können sich Jenaer in der Saalstraße Sexspielzeuge besorgen, um das eigene Liebesleben aufzupeppen.
Sexspielzeuge für verschiedenste Vorlieben
Besonders gut gehen derzeit Artikel aus dem BDSM-Bereich. Ein Grund dafür ist die Buchreihe „Shades of Grey“, von der seit Dienstag vergangener Woche das zweite Buch als Verfilmung auf der Leinwand läuft. Kinobesucher erhalten im Jenaer Cinestar zur Kinokarte einen Gutschein für den Sexshop, der nur wenige Gehminuten vom Kino entfernt ist. Dort können sie ihren Gutschein für Gleitgel und Handschellen einlösen. Neben Fesselwerkzeug sind Augenmasken bei Anfängern in diesem Bereich besonders stark gefragt. „Da muss man viel Vertrauen haben, wenn man nichts sieht. Die anderen Sinne werden dadurch dann viel stärker gefordert“, sagt Verkäuferin Christina*.
Es gibt aber auch härtere Spielzeuge in diesem Bereich, bei denen es nicht nur um Vertrauen, sondern auch um Schmerz geht. Eine ganze Reihe an Peitschen, Paddles und Gerten dürfte hier die Herzen von Sadisten und Masochisten schon beim Anblick höher schlagen lassen.
Fotos: Besuch im Sexshop in Jena
Analsex wird mehr und mehr Mainstream
Moderner geht es bei der Firma Mystim zu, die ihre Produkte als „Sexspielzeug der neusten Generation“ bewirbt. „Die sind gerade sehr angesagt“, erklärt Christina. „Elektrosex“ nennt sich das, was Mystim anbietet. Mit mal leichten und mal härteren Stromstößen sollen so die Kunden zum Orgasmus kommen, verspricht die Firma. Für das Reizstromgerät gibt es neben Elektroden, die am Körper angebracht werden können, auch verschiedene Plugs, Lusteier und Dildos.
Immer mehr Dinge werden zum Mainstream, haben die drei Experten aus dem Fachladen in Jena beobachtet. So sei Analsex für viele Paare inzwischen eine Selbstverständlichkeit und immer mehr heterosexuelle Männer würden mit ihren Partnerinnen Analspiele und Analplugs ausprobieren. „Es gibt zwar noch oft das Stigma, dass das nur was für schwule Männer sei, aber das stimmt nicht. Auch Männer haben einen G-Punkt, die Prostata, die sich stimulieren lässt“, sagt Beate Uhse-Mitarbeiterin Anna*.
Kunden dürfen anfassen
Was als Laden mit Pornokino und großer Video-Abteilung begann, ist nun ein reines Fachgeschäft für Erotikartikel. Nur noch ein einziges Regal mit DVDs zeugt von der Vergangenheit mit den Sexvideos. Heutzutage gehen die Leute lieber ins Internet, um sich dort kostenlos Pornos anzuschauen. Gegen das Angebot von Youporn, Pornhub und wie sie alle heißen, haben die Läden mit ihren DVD-Abteilungen keine Chance. Heute gibt es vermehrt Filme für Paare, die mit Handlung sind und teilweise von Regisseurinnen gedreht wurden, um so auch die weibliche Sichtweise besser darzustellen. „Früher kamen mehr Männer“, stellt Verkäufer Andreas* fest.
Wie zum Beweis kommen zwei junge Frauen in den Laden, die sich etwas aus der Dessous-Abteilung aussuchen und anprobieren. „Der Kunde darf bei uns anfassen und wir erklären ihm auch die Pflege der Produkte“, sagt Christina. Darin sehen sie und ihre beiden Kollegen den großen Vorteil des Ladengeschäfts.
Vibratoren: Digitaler Wandel auch beim Sexspielzeug
„Statt Blumen“, suchte erst kürzlich ein Kunde nach einem Valentinstags-Geschenk für seine Liebste. „Die Leute probieren heute mehr aus als früher“, stellt Anna fest. Gerade Paare würden heutzutage viele Dinge finden, die das Liebesleben anregen können. Hoch im Kurs seien Massagekerzen, dessen Wachs sich in Öl verwandelt, sowie Partnervibratoren der Marke Wevibe. Diese stimulieren bei der Frau die Klitoris sowie den G-Punkt und der Mann kann zusätzlich in die Scheide eindringen und spürt ebenfalls die Schwingungen des Vibrators. „Es sind manchmal die ganz simplen Dinge wie Gleitgel, die das Liebesleben wieder besser machen, wenn die Frau etwa nicht feucht wird, weil sie zu sehr unter Stress steht“, sagt Anna. „Da können ein paar Tropfen Wunder bewirken.“
Der digitale Wandel hat beim Sexshop nicht Halt gemacht. Im Gegenteil. Vibratoren, wie die von Wevibe, lassen sich heutzutage per App steuern und sind so besonders für Paare, die in einer Fernbeziehung leben, attraktiv. „Die Vibratoren in den schrillen Farben werden besonders von jungen Frauen gekauft, ältere Frauen greifen hingegen lieber zu Geräten in Hautfarben“, sagt Andreas. Doch nicht nur die Farben haben sich gewandelt. Galten Vibratoren früher als laute Monster, die auch die Nachbarn noch hören konnten, sind sie heute flüsterleise und haben im Gegensatz zu damals mehrere Programme mit verschiedenen Intensitätsstufen.