Aika Akakomowitsch: Elektropunk mit treibenden Grooves und klaren Statements
Wir stellen euch Aika Akakomowitsch aus Jena unter unserem Hashtag #onstage vor
Weltraumklänge und minimalistische, elektronische Beats, die süchtig machen
Explosive Mischung aus elektronischen Klängen und Punkrock
Gelegentliche Rave-Galas im Café Wagner fördern den Austausch der Elektro-Punk-Szene
Neues Album noch in diesem Jahr
Unter dem Hashtag #onstage stellen wir vielversprechende Bands aus Thüringen vor. Heute: Aika Akakomowitsch. Mit Max und Benni treffen wir uns im Café Wagner in Jena, wo sie uns von ihrer langjährigen Zusammenarbeit erzählen.
Erste Klasse Weltraumbeats
Die beiden kennen sich fast ihr ganzes Leben, seit der ersten Klasse und das spürt man auch irgendwie. Zwischen den beiden pulsiert eine entspannte Vertrautheit, als hätten sie schon alles zusammen erlebt und sie nichts mehr aus dem Konzept werfen kann. Im jugendlichen Alter haben sie Punkrock gespielt – zusammen, aber auch in unterschiedlichen Formationen. „2009 habe ich mit Elektropunk angefangen, erstmal alleine“, erzählt Benni. „2011 gab es den ersten Live-Auftritt. Nach einer Weile kam unser Bassist dazu und Max ist dann 2013 richtig mit eingestiegen.“
Klänge aus den Anfängen der Computertechnik
„Die Beats mache ich am Rechner“, fährt Benni fort. Ich hab auch einige Synthesizer am Start – live funktioniert dann der Rechner als Sequenzer, da kommen dann ein paar Backing-Spuren drauf, denn leider hab ich meistens nur zwei Hände“, bedauert er. „Es läuft also eine Art Partitur im Hintergrund und ich nutze ein Midi-Keyboard, das virtuelle Synthesizer im Rechner ansteuern kann, und loope dann noch ein paar Passagen. Ich benutze gerne und bewusst ,Autotune‘ als Effekt für die Stimme, die ich auch durchaus als Instrument betrachte, mit dem man rumspielen kann, speise sie in den Rechner ein und lege wieder Effekte drauf. Dann kommt Max mit seiner Gitarre dazu, die er auch digital über ein Pedalboard einspielt, das wie ein Verstärkersimulator funktioniert.“
Deftige Texte mit durchschlagender Wirkung
Die Texte schreibt meist Benni. Ob auf Deutsch oder Englisch – wie es gerade am besten passt, aber auch Anleihen von bedeutenden Schriftstellern wie Erich Mühsam im gleichnamigen Song „Revoluzzer“ finden sich im Repertoire von Aika Akakomowitsch. Ein politisches Thema wird aufgegriffen, wenn es wichtig ist, aber es geht auch um emotionale Alltagsgeschichten, um Zwischenmenschliches. Benni erzählt in den Texten Geschichten, verpackt sie in skurrile Episoden und nimmt dabei kein Blatt vor den Mund.
Youtube: Mit dem Traktor nach L.A.
Im Kosmos Akakomowitsch spielen Entfernungen keine Rolle
2014 stieg der Bassist der Band aus beruflichen Gründen wieder aus – Jena ist eine Studentenstadt und viele Bands haben mit dem Weggang von Bandmitgliedern zu tun, die ihr Studium beendet haben. Nicht so Aika Akakomowitsch, die unbeirrt weitermachen. Auch Max lebt inzwischen in Leipzig. „Die Entfernung ist leicht zu überbrücken, in einer Stunde bin ich in Jena und so viel hat sich gar nicht verändert“, berichtet er. „Solange wir keinen neuen Bassisten haben, klappt das so auch ganz gut zu zweit. Wichtige Sequenzen vom Bassisten spielen wir hier und da vom Band ein. Außerdem reicht uns so auch ein Kleinwagen, um zu den Konzerten zu fahren“, schmunzeln beide.
Nikolai Gogol stand Pate für den Bandnamen
Zum Namen kamen sie dankenswerterweise durch eine wunderbare Mär ihres Physiklehrers in der siebten Klasse. Der war ein begeisterter Erzähler und hat ihnen irgendwann die Geschichte von Aika Akakomowitsch erzählt, geschrieben von Nikolai Gogol. Der Name gefiel ihnen. Und auch wenn es ein Zungenbrecher ist: Wer sich den Namen einmal eingeprägt hat, vergisst ihn nicht wieder. Erst viel später erfuhren sie durch einen Professor für Slawistik, dass der Name des Protagonisten in der Geschichte eigentlich Akakij Akakijewitsch ist. „Zumindest haben wir jetzt einen Namen, der einmalig ist und in den Suchergebnissen direkt zur Band und nirgendwohin anders führt“, freut sich Max.
Eine Partyband mit gehobenen Ansprüchen
„Wir sind eigentlich eine Partyband, auch wenn wir ernste Themen in unseren Texten und Auftritten verarbeiten. Der Spaß steht im Vordergrund und wir wollen auch niemanden runterziehen, die Leute sollen tanzen“, sagt Max. „Gegenüber Rassisten, Faschisten, aber auch Burschenschaften und Prolo-Studenten hegen wir einen gesunden Hass“, ergänzt Sänger Benni. In Thüringen ist Rechtsextremismus – nicht erst seit Themar – ein Thema. Hinschauen wollen oder nicht, das entscheidet jeder für sich – bei Aika Akakomowitsch ist auf dem rechten Auge jedenfalls keiner blind.
Der dritte Mann im Hintergrund
„Unser Techniker ist eigentlich der dritte Mann in der Band – er kümmert sich darum, dass alles funktioniert. Wir können in zehn Minuten Soundcheck machen und das ist einfach richtig entspannt für uns“, lobt Max den dritten Mann im Aika-Boot. „Er ist auch manchmal in musikalische Prozesse involviert – alles in allem haben wir mit ihm einen professionellen Techniker und einen objektiven Kritiker dabei, der uns mit gesundem Abstand Feedback geben kann.“
Veröffentlichungen von Aika Akakomowitsch
2012 Tape
2015 EP – Mit dem Traktor nach L.A.
Noch in diesem Jahr wird ein neues Album erscheinen. Produziert wird es von Norman Kolodziej.