Fast auf den Tag genau vor 25 Jahre wurde die Leiche des neunjährigen Bernd Beckmanns am Saale-Ufer in Jena gefunden. Der Junge wurde ermordet. Von einem groß angelegten Speicheltest verspricht sich die Polizei nun neue Erkenntnisse in dem Fall.
Mehr als 200 Männer haben bisher Speichelproben für die Ermittlungen zu einem Kindermord vor 25 Jahren abgegeben. „Insgesamt 221 Männer sind freiwillig innerhalb der bisher vier dafür angesetzten Tage zu einer Abgabe gekommen“, sagte Polizeisprecherin Steffi Kopp am Mittwoch in Jena.
Mordfall Bernd Beckmann aus Jena
Es geht um die Ermordung des neunjährigen Bernd Beckmanns. Er wurde am 6. Juli 1993 zuletzt in der Jenaer Innenstadt und in Lobeda-West gesehen. Zwölf Tage später wurde seine Leiche am Saale-Ufer entdeckt.
Wer hat den anonymen Brief verfasst?
Die Polizei hatte nun insgesamt 500 Männer angeschrieben, die damals in der Nähe lebten oder dorthin Verbindungen hatten. Ziel sei es, den anonymen Autor eines Briefes zu finden, der damals bei der Polizei einging. In dem Schreiben habe es wichtige Hinweise zu den möglichen Todesumständen gegeben, so die Sprecherin.
DNS-Analyse dauert mehrere Wochen
Ob der als Zeuge gesuchte Verfasser bereits unter den bisherigen Freiwilligen war, lasse sich noch nicht sagen. Für die Auswertung der DNS-Proben benötige das Landeskriminalamt wohl mehrere Wochen, sagte Kopp. Inzwischen stehen auch weitere Termine für Speichelprobenentnahmen fest: am 12. Juli in Jena und am 16. Juli in Jena und Apolda.
Staatsanwaltschaft entscheidet über nicht freiwillige Abgabe
Ob angeschriebene Männer, die sich nicht freiwillig melden, zu einer Abgabe verpflichtete werden können, werde später mit der Staatsanwaltschaft besprochen, sagte Kopp. Verantwortlich für die Ermittlungen ist die mittlerweile 17-köpfige Sonderkommission „Altfälle“. Sie arbeitet für die Thüringer Polizei seit Ende 2016 ungeklärte Kindermorde im Raum Jena aus den 1990er Jahre neu auf.
Soko „Altfälle“ bereits erfolgreich
Im März machte das Team einen Tatverdächtigen in einem 27 Jahre zurückliegenden Mordfall aus. Der mutmaßliche Mörder der damals zehnjährigen Stephanie aus Weimar wurde daraufhin in Berlin festgenommen. Unter anderem neue Methoden zur DNA-Analyse und moderne Computertechnik hatten zu dem Erfolg geführt. Hinweise auf den Mann fanden die Ermittler zuerst in den Akten im Fall Beckmann.
Moderne Technik hilft Polizei
Auch jetzt profitierten die Polizisten von neuer Technik, erklärte Kopp. So sei nicht nur die Suche nach Zeugen per Speichelprobe und DNS-Analyse möglich. „Die rund 100 Aktenordner und andere wichtige Daten können digital in einem Fallbearbeitungssystem zusammengeführt und etwa nach Stichworten durchsucht werden“, erklärte Kopp. „Ein Mensch allein kann eine solche Datenmenge gar nicht erfassen.“ Zudem gebe es Unterstützung seitens der Wissenschaft: Die sächsische Hochschule Mittweida hat aus Drohnenaufnahmen vom Fundort der Leiche den Tatort von damals konstruiert.