Es wurde gebuddelt, geschweißt, gehämmert und geschwitzt, um im Saalekreis in Sachsen-Anhalt so schnell wie möglich eine Amazon-Halle aus dem Boden zu stampfen. Der Online-Riese hatte große Hoffnungen in sein neues Verteiler-Zentrum in Teutschenthal gesteckt – mindestens 85 Arbeitsplätze hätten hier entstehen sollen.
Doch wie so oft in der rasanten Welt des Online-Handels haben sich die Zeiten schneller geändert als ein Klick auf „Bestellen“ – und das Lager blieb leer zurück.
Amazon: Pandemie grätscht dazwischen
Amazon hatte im Januar 2021 in Teutschenthal den Grundstein gelegt. Kaum war das Jahr vorbei, thronte bereits eine 5.000 Quadratmeter große Halle an Ort und Stelle. Ein Parkplatz, der Raum für dutzende Transporter und Autos bot, entstand wie aus dem Nichts. Die Ampel, die das Tor zu diesem neuen Verteilzentrum darstellte, wurde auf Grün geschaltet. Mindestens 85 Arbeitsplätze hätten hier entstehen sollen. Doch dann folgte die Hiobsbotschaft.
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Corona rückte immer mehr in die Hinterköpfe der Menschen. Damit ging auch die zu Pandemie-Zeiten übermäßige Nachfrage nach Online-Bestellungen zurück. Und der Hoffnungs-Funke auf neue Jobs erlosch – das brandneue Amazon-Verteilerzentrum wurde zur Geister-Halle. Eine bittere Nachricht für die Gemeinde und die Umgebung. Tilo Eigendorf, der Bürgermeister von Teutschenthal, klang anfangs noch so: „Es ist für unseren Standort und die Region ein bedeutendes Signal, dass sich ein Unternehmen wie Amazon hier ansiedelt. Die Errichtung der Logistik-Einheit stellt einen Meilenstein in der gewerblichen Entwicklung unserer Gemeinde dar“, hatte er dem MDR gesagt.
Keiner findet sich für die Geisterhalle
Umso härter war die Enttäuschung, als anstatt Aufbruch-Stimmung gähnende Leere in die Halle in Teutschenthal einzog. Amazon machte einen Rückzieher. Ein Berliner Maklerbüro ist laut MDR beauftragt worden, die verwaiste Immobilie zu vermarkten. Und dabei seien sie auf ein trauriges Schicksal gestoßen: Teutschenthal teilt sich sein Online-Schicksal mit mindestens neun weiteren Hallen deutschlandweit.
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„Ich weiß, dass sich auch schon Logistik-Unterunternehmen aus der Region für die Halle interessiert haben, doch bislang ohne angebissen zu haben“, sagte der Bürgermeister dem MDR. Zudem müsse die Anlage wahrscheinlich komplett umgebaut werden, da sie ursprünglich für die Paket-Zustellung an Endkunden konzipiert wurde.
Es bleibt also spannend, wie es mit dem Amazon-Geisterlager in Teutschenthal weitergeht – und, ob den leeren Hallen bald doch noch neues Leben eingehaucht werden kann.