Es war ein Überfall, der als „Schwarzer Schabbat“ in die israelische Geschichte einging. Mehr als tausend Terroristen der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas griffen Israel am frühen Morgen des 7. Oktober 2023 gleichzeitig zu Wasser, zu Land und aus der Luft an. Panik und Verwirrung waren groß. Den Kibbuz Beeri traf das Grauen besonders hart. Die Menschen dort waren dem Terror sieben Stunden lang ausgeliefert, bevor Hilfe eintraf.
Eine Chronologie des schwersten Angriffs auf Israel seit seiner Staatsgründung, bei dem auf israelischer Seite 1219 Menschen getötet und 251 als Geiseln verschleppt wurden, und der den bis heute andauernden Gaza-Krieg auslöste.
Angriff überrascht Israel im Morgengrauen
Um 6.29 Uhr Ortszeit am Schabbat, dem jüdischen Ruhetag, der an diesem Tag zudem mit dem jüdischen Feiertag Simchat Tora zusammenfiel, registrierte die israelische Armee, dass tausende Raketen aus dem Gazastreifen auf israelische Gemeinden nahe der Grenze abgefeuert wurden. Die Hamas nannte ihre Offensive „Operation Al-Aksa-Flut“ – in Anspielung an die Al-Aksa-Moschee im von Israel annektierten Ost-Jerusalem. Israels Raketenabwehrsystem „Iron Dome“ war dem Ausmaß des massiven Beschusses schnell nicht mehr gewachsen.
+++ Als das Massaker vor zwei Jahren begann – um 6.29 Uhr steht in Israel die Zeit still +++
Zur gleichen Zeit stürmten Hamas-Kämpfer – laut der islamistischen Palästinenserorganisation 1200 Mann – mit Motorrädern, Pick-ups und sogar Motor-Gleitschirmen über die Grenze. Mit Sprengstoff und Bulldozern durchbrachen sie die Befestigungsanlage zwischen dem Gazastreifen und dem Süden Israels und griffen fast 50 verschiedene Orte an, darunter Kibbuzim, israelische Armeestützpunkte rund um den Gazastreifen, die Stadt Sderot und das Nova-Musikfestival.
Hamas-Terroristen gehen mordend von Tür zu Tür
Die von der Hamas angeführten militanten Palästinenser töteten allein beim Nova-Festival mehr als 370 junge Menschen. In den Kibbuzim und Ortschaften gingen sie von Tür zu Tür, verübten Massaker an den Bewohnern und brannten deren Häuser nieder. Laut einem UN-Bericht vergewaltigten die Angreifer einige ihrer Opfer.

Um 8.30 Uhr hatte die Hamas sechs Militärstützpunkte entlang der Grenzanlage gestürmt. Die Menschen in den überfallenen Kibbuzim mussten sich stundenlang allein gegen die Angreifer wehren, da die Armee nur langsam zu Hilfe kam. Später schilderten die Bewohner, wie sie zur Verteidigung zu allen möglichen Waffen griffen oder verzweifelt in Schutzräumen kauerten. Währenddessen versuchten die schwerbewaffneten Angreifer, die Türen aufzubrechen.
Erst um 13.30 Uhr trifft das Militär im Kibbuz Beeri ein
Im mit am schlimmsten betroffenen Kibbuz Beeri trafen die ersten israelischen Soldaten „ab 13.30 Uhr“ ein, wie es in einem Bericht der Armee heißt. Erst um 16.15 Uhr kam eine vollständige Armeedivision den Bewohnern zu Hilfe. Sie brachte die Überlebenden in Sicherheit und erlangte die Kontrolle über den verwüsteten Kibbuz. Gegen 18 Uhr gab die Armee bekannt, dass sowohl Zivilisten als auch Soldaten von den Hamas-Angreifern in den Gazastreifen verschleppt wurden.
Die Hamas entführte am 7. Oktober insgesamt 251 Menschen als Geiseln. Darunter 43 auf dem Nova-Festival und mindestens 76 aus dem grenznahen 400-Einwohner-Kibbuz Nir Oz. Manche von ihnen waren laut israelischer Armee bereits tot, als die islamistischen Angreifer sie in den Gazastreifen verschleppten.
Israels Regierungschef Netanjahu um 11.34 Uhr: „Wir befinden uns im Krieg“
Aus dem ebenfalls schwer verwüsteten Kibbuz Kfar Aza wurden 19 Einwohner verschleppt. Aus dem Kibbuz Beeri, der am Tag vor dem Hamas-Angriff sein 77-jähriges Bestehen feierte, entführten die Angreifer 30 Einwohner in den Gazastreifen.
Um 11.34 Uhr wandte sich Regierungschef Benjamin Netanjahu in einer Fernsehansprache an seine Landsleute und erklärte: „Wir befinden uns im Krieg.“ Am Nachmittag berief das Militär 360.000 Reservisten ein, um die 170.000 Soldatinnen und Soldaten der Armee zu unterstützen.
Mehr als 66.000 Todesopfer im Gaza-Streifen
Bereits am Vormittag begann Israel mit Bombardements des Gazastreifens, in dem 2,4 Millionen Menschen dicht gedrängt leben und von dem aus die Hamas ihren Angriff gestartet hatte. Der erste Luftangriff fand um 10.39 Uhr statt, wie ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP berichtete.
Auch in der Nacht suchte die Armee weiter nach Hamas-Kämpfern. Aus Angst vor weiteren Hamas-Attacken schlossen sich die Menschen in Israel in ihren Häusern ein, viele Straßen blieben leer. Am 10. Oktober verkündete die Armee, wieder die volle Kontrolle über alle überfallenen Gebiete zu haben. In einem späteren Bericht räumte die Armee ihr „völliges Versagen“ an jenem Tag ein.
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Inzwischen hat die seit zwei Jahren andauernde israelische Militäroffensive gegen die Hamas den Gazastreifen verwüstet. Nach Angaben des Hamas-Gesundheitsministeriums wurden mehr als 66.000 Menschen getötet, ein Großteil von ihnen Zivilisten. Die Angaben können nicht unabhängig überprüft werden.
Noch immer sind zudem 47 Geiseln in der Gewalt der Hamas und verbündeter militanter Gruppen. Jedoch sind nur 22 von ihnen nach Einschätzung der israelischen Armee noch am Leben. (mit AFP)

