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ARD-Show „Die 100“ zeigt Wahrheit auf, die viele nicht sehen wollen

Immer wieder beschweren sich Menschen über fehlende Meinungsvielfalt. Die ARD-Show „Die 100“ sorgt aber für mehr Diskurs.

Immer wieder beklagen Menschen, sie dürften ihre Meinung nicht mehr frei äußern. Vor allem die öffentlich-rechtlichen Medien stehen dabei im Kreuzfeuer: Sie seien gleichgeschaltet, einseitig und ließen keine abweichenden Haltungen zu. Doch ausgerechnet das Erste zeigt jetzt das Gegenteil: In der ARD-Show „Die 100“ erleben wir echte Diskurs- und Meinungsäußerung – auch jenseits von Fakten. Ein Kommentar.

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Brisante Show in der ARD

„Nichts darf man mehr sagen“, heißt es immer wieder auf sozialen Plattformen wie X, Instagram und Co. Auch im öffentlichen Raum echauffieren sich Menschen, sie dürften nichts mehr kundtun und empören sich über angebliche Einschränkungen ihrer Meinungsfreiheit. Ehemalige Showgrößen wie Thomas Gottschalk oder Dieter Hallervorden klagen medienwirksam über einen vermeintlichen Mangel an Meinungsvielfalt.

Als Beleg und Feindbild dient dann oft der öffentlich-rechtliche Rundfunk. Besonders, wenn Formate abgesetzt oder verändert werden. Jüngstes Beispiel: Moderatorin Julia Ruhs wurde aus dem ARD-Format „Klar“ abgezogen, das ein konservatives bis rechtes Publikum ansprechen soll.

Jeder darf mal ans Mikro

Am Montag (6. Oktober) zeigte die ARD die Sendung „Die 100“. Darin diskutieren einhundert Menschen aus allen Alters- und Gesellschaftsklassen zusammen mit Journalisten Pro- und Contra Argumente zu kontroversen Fragen. Es wird vor laufender Kamera debattiert, gestritten – und nach Belieben die eigene Meinung in die Welt getragen.

So bekam beispielsweise ein junger Mann das Mikrofon vor den Mund gehalten. Prompt erklärte er frei heraus, dass man den Medien nicht trauen dürfe. Der Grund: „Man will uns Angst machen, vor allem vor Russland. Die wollen, das Krieg ist, um uns Angst zu machen“.

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Am selben Abend erklärte ein Teilnehmer ähnlichen Alters, die Ukraine habe sich mit dem Kampf gegen Russland keinen Gefallen getan. „Ich glaube, sie hätten aufgeben sollen. Im Krieg zu leben ist deutlich schlimmer, als in der Herrschaft von beispielsweise Putin“, meint er zu wissen.

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Wo ist die fehlende Meinungsfreiheit?

Seltsam: War nicht oft davon die Rede, man dürfe nichts mehr sagen? Und dann auch noch gegen die angeblich gleichgeschalteten Medien? Jetzt werden ausgerechnet in einer ARD-Sendung eben diese Positionen zum Teil diskutiert: offen, direkt und ohne sichtbare Eingriffe der Redaktion. Moderator Ingo Zamperoni wirkte in einigen Situationen sichtlich überrascht von den Aussagen, ging aber in den Dialog und widersprach auch mal. So funktioniert nun mal Diskurs.


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Ob in den sozialen Medien oder in „Die 100“ gilt: Natürlich darf jeder seine Meinung äußern. Zur Meinungsfreiheit gehört aber auch, Widerspruch auszuhalten. Genau das zeigte sich auch in der Sendung etwa durch Raunen im Publikum, das Aussagen der beiden jungen Männer offenbar mehrheitlich ablehnte. Das ist keine „Zensur“, sondern gelebte Debattenkultur. Wer spricht, muss mit Reaktion rechnen. Das vergessen viele aber gerne.

Dieser Artikel erschien zuerst unter ARD-Show „Die 100“ zeigt Wahrheit auf, die viele nicht sehen wollen auf DerWesten.de.