- Viele Lehrer wollen an Gymnasien unterrichten.
- Andere Schularten sind weniger begehrt.
- Das könnte zu einem Problem werden.
Mit Ende der einwöchigen Winterferien werden mehr als 200 neue Lehrer an Thüringer Schulen ihren Dienst antreten. Nach Angaben des Bildungsministeriums sollten an diesem Montag 237 Stellen neu besetzt werden. Wie viele Lehrkräfte tatsächlich vor den Klassen stehen werden, steht aber noch nicht fest. „Dazu kann erst Ende Februar nach dem Abschluss des Nachrückverfahrens eine eindeutige Aussage getroffen werden“, sagte ein Sprecher auf Anfrage. Es komme in Einzelfällen vor, dass Lehrer kurzfristig absagten, weil sie sich für einen Job in einem anderen Bundesland entschieden hätten.
Lehrer für Regelschulen fehlen
Der Bedarf in den verschiedenen Schularten sei unterschiedlich hoch, sagte Bildungsstaatssekretärin Gabi Ohler. „Im Bereich der Regelschulen brauchen wir jeden Kopf, bei den Gymnasien können wir dagegen nicht allen Bewerbern ein Angebot machen.“ An Regelschulen, wo die Schüler einen Abschluss am Ende der zehnten Klasse anstreben, waren 56 Stellen neu zu besetzen, an Grundschulen 52. Für Gymnasien suchte das Ministerium nach eigenen Angaben 44 neue Lehrer. Die wenigsten freien Stellen gab es mit 24 an Berufsschulen.
Lehrerberuf an Gymnasien beliebt
Wie begehrt der Lehrerberuf an Gymnasien ist, zeigen die Zahlen des Bildungsministeriums für die Lehramtsanwärter, die nun ebenfalls ihren Vorbereitungsdienst antreten. Für Gymnasien lagen 325 Bewerbungen vor – 100 solcher Plätze waren nur zu vergeben. An Grund- und Regelschulen habe jeder Bewerber einen Platz bekommen. Nach Angaben des Sprechers holt Thüringen jedes Jahr 500 künftige Lehrer an die Schulen, 333 sind es zu dem Einstellungstermin im Februar. Das Referendariat komplettiert die Lehrer-Ausbildung nach dem Studium.
500 neue Lehrer pro Jahr
Damit es künftig genügend Lehrkräfte gibt, stellt das Land jedes Jahr 500 neue Lehrer unbefristet neu ein. Damit sollen Engpässe durch altersbedingte Abgänge verhindert werden. Für den Einstellungstermin nach den Winterferien lagen den Angaben zufolge 1600 Bewerbungen von rund 1100 Bewerbern vor. „Die Verteilung auf die Unterrichtsfächer ist leider nicht immer auskömmlich, so dass zum Teil Stellenwandlungen vorgenommen werden mussten“, erklärte der Sprecher. Der Lehrerverband kritisiert dieses Verfahren seit Jahren.
Fächerkombination passt oft nicht
In der Praxis bedeutet dies, dass an einer Schule etwa ein Lehrer für Englisch und Mathe gesucht wurde, sich allerdings nur ein Bewerber mit der Fächerkombination Chemie und Mathe gemeldet hat. Laut Ministerium wird in einem solchen Fall der Einsatz von Lehrern in der Schule umorganisiert: Andere Kollegen müssten dann mehr Englisch und weniger Chemie unterrichten. Bewerbungen für Festanstellungen im Februar müssen in Thüringen bis Mitte November des Vorjahres vorliegen.
Nach Studium locken sichere Stellen
„Wer jetzt vor der Studienwahl steht und über ein Lehramtsstudium nachdenkt, sollte das Lehramt an Regelschulen in Erwägung ziehen“, appellierte Ohler. Die Chance, nach dem Studium eine sichere Stelle am Wunschort zu erhalten, stehe dann sehr gut. Thüringen will mehr Lehrer ins Land holen, sieht sich dabei aber in Konkurrenz mit anderen Bundesländern. Deshalb sollen Lehrer wieder den Beamtenstatus erhalten, so sie es denn wollen.
Lehrer wieder verbeamtet
Laut Bildungsministerium will das rot-rot-grüne Kabinett Ende Februar einen entsprechenden Beschluss fassen. Dann könnten Lehrer nach den Sommerferien wieder verbeamtet werden. Innerhalb der Landesregierung ist das Vorhaben mittlerweile unumstritten. „Wir wollen die in Thüringen ausgebildeten Lehrkräfte im Land behalten“, begründete Ohler. Sie rechnet damit, dass mit Verbeamtung der Lehrerberuf attraktiver sein wird als bisher.
Hunderte Lehrer gehen in den Ruhestand
Ähnlich sieht es der Thüringer Lehrerverband, der seit langem auf einen solchen Schritt dringt. Er fordert das Land zudem immer wieder auf, mehr als die geplanten 500 Lehrer pro Jahr neu einzustellen, weil jedes Jahr Hunderte Lehrer in den Ruhestand gehen.