Es ist definitiv tragisch, wenn ein verlassener Ort abgerissen wird. In einem Augenblick werden Jahre der Geschichte vernichtet. Nun in diesem Fall ist die Geschichte dahinter tragischer als der Abriss selbst.
Ein ganz besonderer „Lost Place“ in Thüringen steht vor dem Abriss. Und damit wird auch ein grausames Stück NS-Geschichte zerstört.
„Über 100 Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene“
Seit Jahren steht das Betriebsgelände des ehemaligen VEB Elektrotechnik Oberweimar (EOW) leer. Nach Informationen von MDR Thüringen soll es künftig wegen Hochwasserschutz abgerissen werden. Der Plan ist, das Gelände für die Bevölkerung wieder nutzbar zu machen – mit Naturschutzflächen und neuen Straßen.
Doch nun, da er zu verschwinden droht, enthüllt der Historiker Marc Bartuschka die unbekannte Wahrheit hinter diesem Ort. Während der NS-Kriegszeit diente das Gelände als Gefängnis für Zwangsarbeiter.
„Insgesamt waren in Kriegszeiten wohl über 100 Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene im EOW beschäftigt“, so Bartuschka nach MDR Thüringen. Bei Kriegsgefangene handelte es sich um französische Soldaten. „Auch sowjetische Zwangsarbeiter waren dort eingesetzt. Zwischen 1942 und 1944, vielleicht auch noch danach.“
Mehr News:
„Lost Place“ in Thüringen: Erinnerungsort der Zwangsarbeit
Obwohl niemand etwas gegen den Abriss des einstmals schrecklichen Geländes hat, hätte Bartuschka es vorgezogen, zumindest einen Teil des Gebäudes als Erinnerungsort zu erhalten: „Ein derartiges Gebäude zu erhalten macht nur Sinn, wenn man es am Ende auch bespielt.“
Was auch immer geschieht, wird dieses isolierte Gelände wieder in die Gesellschaft aufgenommen. Aber seine Geschichte sowie die aller anderen Orte der Zwangsarbeit sollten nicht vergessen werden, auch wenn das Gebäude nicht mehr steht.