Es rappelt im Karton – ton – ton. Der Sex-Toy-Handel boomt. Immerhin läuft sogar seit einigen Jahren die Werbung von Online-Shops wie Eis.de oder Amorelie sogar im Fernsehprogramm. Doch des einen Freud ist des anderen Leid. Denn Thüringens ältester Erotik-Shop macht dicht.
Ein Grund für den 63-jährigen Inhaber Andreas Weidhaas aus dem Nähkästchen zu plaudern. Wer vor allem zu seinen Kunden zählte und warum nun Schluss mit der Lust in Thüringen ist, liest du hier bei uns.
Thüringer macht im ersten halben Jahr 5.000 DM Umsatz
Das sein Erotik-Shop so durch die Decke gehen würde, damit hat der Thüringer Andreas Weidhaas sicherlich nicht gerechnet, als er im Sommer 1990 das Gewerbe beim Landratsamt Schleiz angemeldet hat. Zumal er zu diesem Zeitpunkt noch gar keinen Laden besaß. Denn wie die „Bild“ berichtet, verkaufte der heute 63-Jährige nur einmal pro Woche in seiner Garage in Oettersdorf die pikante Ware.
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Doch das Geschäft ging durch die Decke! Mehr als 5.000 Mark Umsatz machte Andreas Weidhaas im ersten halben Jahr. „Ich startete mit dem Versand von erotischen Videos, Zeitschriften, Sexspielzeug – die Aufträge flatterten mir stapelweise ins Haus. In manchen Briefen lagen 400 DM. Es herrschte Goldgräberstimmung“, erzählt er gegenüber „Bild“. Getreu dem Motto: „Sex sells“.
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Auch wenn die Oettersdorfer ein reges Interesse an dem neuen Geschäft hatten, so kauften die Einwohner des beschaulichen 800-Seelen-Dorfs kaum. Seine Kundschaft zog es aus weiteren Gefilden nach Thüringen. Andreas Weidhaas berichtet der „Bild“: „Vor allem kamen Leute von weiter weg. Die Oettersdorfer selbst waren zwar neugierig, kauften aber kaum. Und es besuchten mich vor allem Frauen“.
Thüringer baut Erotik-Shop in Garten auf
Kein Wunder, dass die Garage des Thüringers bei der Nachfrage bald aus allen Nähten platzte. Durch einen glücklichen Zufall kam Weidhaas an die Aluminium-Waben der einstigen Zollstation an der innerdeutschen Grenzen – so zimmerte er sich einen 100 Quadratmeter großen Laden im eigenen Garten. Doch das Schnäppchen hatte einen großen Nachteil, wie er der „Bild“ verrät: „Im Winter war es trotz meiner heißen Angebote zu kalt, wir bekamen die Bude nicht warm.“
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Der Thüringer machte kurzen Prozess und zog mit seinem Erotik-Shop in die obere Etage seines Hauses. Dort finden Kunden alles was das Herz begehrt: Sex-Toys, Sexpuppen, Dessous, Gleitgeld, Pornos – auf 25 Quadratmetern verteilt. Heute weiß Andreas Weidhaas: Wer hoch fliegt, kann auch tief fallen. „Damals war ich sehr blauäugig, dachte an das ganz große Geschäft. Doch schon Ende der 90er ging der Umsatz massiv zurück – wegen des Internets. Die Leute konnten dort anonymer einkaufen“, gibt er gegenüber der „Bild“ zu.
Ein Jahr macht Andreas Weidhaas noch – bis zu seiner Rente – dann ist Schluss. Im Juli 2025 gehen die Lichter des ältesten Erotik-Shops in Thüringen für immer aus. Zumindest für Kunden. „Mit Freunden spielen wir hier manchmal Karten“, sagt er der „Bild“. Na, wenn das nicht auch nach einer wunderbaren Weiterverwendung des Raumes klingt!