Wochen nach dem verheerenden Brand in der Gohrischheide im Osten ziehen Betroffene eine bittere Bilanz. Hunderte Feuerwehrleute kämpfen tagelang gegen die Flammen.
Die Flammen sind längst gelöscht, doch was bleibt, ist ein Trümmerfeld – aus verbrannter Natur, zerstörten Hoffnungen und vielen offenen Fragen.
Osten: „Sie ist zum Sterben weggegangen“
Anwohnerin Allmut Sandig erlebt den Albtraum hautnah. „Eine riesige Rauchsäule stand über dem Wald, da hatte ich es auch kapiert. Zehn Minuten blieben uns zum Packen“, erzählt sie dem MDR. Die Rentnerin aus Heidehäuser flieht mit ihrem Mann und Katze „Miez“. Letztere verschwindet später spurlos. „Ich denke, sie ist zum Sterben weggegangen. Damit muss ich mich abfinden.“ Sie erinnert sich an liebevolle Hilfe aus der Nachbarschaft, will sich bei der Feuerwehr in Nauwalde bedanken. „Der Dank ist uns von Herzen wichtig.“
Wochen nach dem Brand sitzt der Schock tief. „Es kann ja nicht so weitergehen, dass man im Sommer immer Angst haben muss“, sagt Sandig. Ihre Sorge gilt der Munition im Waldboden. Sie hofft, dass Behörden endlich handeln. Für sie steht fest: „Das muss doch irgendwie gelöst werden.“ Doch noch immer fehlen klare Lösungen im Osten.
+++ Historischer Waldbrand in Thüringen: Das Feuer ist endlich gelöscht +++
Der Großbrand vom Juli gilt offiziell als gelöscht, doch die Aufräumarbeiten dauern an. Matthias Heydel, Wehrleiter aus Zeithain, koordiniert das Nachspiel. Schläuche, Fahrzeuge und Material müssen gewaschen und repariert werden. Die Dimension war gewaltig: Täglich kämpften 600 bis 700 Kräfte gegen das Feuer an – aus dem ganzen Osten.
Waldbewohner werden im Stich gelassen
Heydel lobt Helfer und besonders deren Familien. Sie springen ein, betreuen Kinder, halten den Rücken frei. Vier Feuerwehrleute sind beim Einsatz verletzt worden, zwei davon schwer. Dennoch gilt: Keine Toten, keine zerstörten Häuser. Ein Teilerfolg – doch das Risiko bleibt. Heydel sagt klar: „Es wird wieder in der Gohrischheide brennen.“
Die Bilanz: Über 2.400 Hektar Wald im Osten gingen in Flammen auf – viermal mehr als beim Großbrand 2022. Auch Privatwaldbesitzer wie Nico Bormann trifft es hart. Zwei Hektar seiner Fläche verbrennen. „Jetzt ist all unsere Arbeit zerstört“, sagt er. Bormann hatte 5.000 bis 7.000 Bäume selbst gepflanzt. Der 40-Jährige lebt in Nieska, einem Dorf in Sachsen. Nach dem Brand 2022 trat er der Feuerwehr bei – kämpfte auch vor Wochen wieder gegen den Großbrand. Nun fühlt er sich vom Land im Stich gelassen. Löschhubschrauber kamen aus seiner Sicht zu spät. „Aber lieber lässt man 2.400 Hektar Wald und Natur abbrennen.“ Seine Kinder weinten beim Anblick der Zerstörung.
Das Innenministerium verteidigt den späten Einsatz von Löschhubschraubern mit Sicherheitsbedenken. Wegen der munitionsbelasteten Flächen in der Gohrischheide müssten große Abstände eingehalten werden. Aus der erforderlichen Flughöhe verfehle das Wasser laut Ministerium oft sein Ziel – durch Wind und Verwirbelungen.
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Trotzdem so viel seiner Fläche abgebrannt ist, gibt Bormann nicht auf. Am Rand seines Waldes pflanzte ein Kamerad zwei neue Bäume – ein Zeichen der Hoffnung im Osten. Auch in seinem Garten wachsen über 1.000 neue Setzlinge. Nächstes Jahr will die Familie am Waldrand bauen. Ihr Herz schlägt weiter für den Osten – trotz aller Rückschläge.
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