Mädchen vor Jahren in Weimar verschwunden und getötet – Polizei hat eine neue Spur
Stephanie Drews verschwindet 1991 in Weimar
Neuer Hinweis zum Kindermord eingegangen
Polizei veröffentlicht Kennzeichen-Fragmente
Filmendes Paar und ZDF-Gäste aus Weimar gesucht
In Thüringen wird ein Jahrzehnte alter Kindermord wieder aufgerollt. Nach Angaben der Polizei in Jena hat sich jetzt ein Zeuge gemeldet, der zum Tod einer Zehnjährigen einen entscheidenden Hinweis geliefert haben könnte.
Stephanie verschwindet im Sommer 1991 in Weimar
Der Fall führt die Ermittler zurück ins Jahr 1991. Damals am 24. August, einem Samstag, verschwand die kleine Stephanie Drews. Sie hatte am Nachmittag mit ihren beiden Geschwistern und einer Freundin im Weimarer Goethepark gespielt, als sie offenbar ein Mann ansprach. Er soll den Mädchen 50 D-Mark geboten haben, damit sie ihm das Schloss Belvedere zeigen.
Mann ködert Mädchen am Ochsenauge
Nach einem längeren Gespräch in der Nähe des sogenannten Ochsenauges ging Stephanie mit, während die anderen Kinder zurückblieben. Der unbekannte Erwachsene hatte ihnen versprochen, bis 16 Uhr wieder da zu sein. Doch der Mann und das Mädchen kamen nie zurück.
Fotos der relevanten Tatorte:
Besorgte Eltern finden vermisstes Kind nicht
Die Geschwister gingen später nach Hause, erzählten den Eltern von dem Vorfall. Besorgt setzte sich Stephanies Vater aufs Rad und suchte den Park ab – vergebens. Gegen 18 Uhr rief die Mutter schließlich die Polizei. In Weimar sorgte der Fall damals für großes Aufsehen, den ganzen Sonntag über durchkämmten die Beamten die Stadt.
Mädchen liegt tot unter Teufelstalbrücke
Am Montag, dem 26. August, dann die traurige Gewissheit: Die Zehnjährige wurde leblos gefunden. Kinder entdeckten die Leiche des Mädchens am Nachmittag unter der Teufelstalbrücke. Stephanie wurde offenbar von dem Bauwerk, über das die A4 führt, geworfen und überlebte den tiefen Sturz nicht. „Das Kind war vollständig bekleidet, als es gefunden wurde, allerdings fehlen bis heute ihre Brille und die rosa Sandalen“, berichtet die Polizei.
Zeuge erinnert sich an Transporter auf A4
Im vergangenen Juni wendeten sich die Beamten wegen drei ungeklärter Fälle an die Öffentlichkeit. Daraufhin meldete sich ein Zeuge, der möglicherweise Stephanies Mörder bei der Tat beobachtet hat. Der Hinweisgeber war damals mit einem Kollegen in einem Pannenfahrzeug unterwegs. Auf der Teufelstalbrücke sahen sie nachts einen Kleintransporter und einen Mann, der etwas von der Brücke zu werfen schien. Sie gingen davon aus, dass es sich um eine normale Panne handelte und dass sie bald dorthin gerufen werden würden. „Berufsbedingt“, so heißt es bei der Polizei, merkten sich die Kollegen das Kennzeichen. Der Anruf kam allerdings nicht und der Vorfall geriet in Vergessenheit.
Die Berichte über die ungeklärten Kindermorde riefen bei dem Mann die Erinnerung aber wieder wach. So hat es sich laut dem DDR-Nummernschild vermutlich um einen Transporter aus den Regionen Dresden oder Görlitz gehandelt. Der Zeuge kann sich heute allerdings nur noch an Fragmente erinnern. Diese Kennzeichen-Kombinationen kommen laut Polizei in Betracht:
RE 1?-2?
RH 1?-2?
RT 1?-2?
Kann sich noch jemand erinnern?
Bringen diese Buchstaben jetzt wieder Bewegung in die Ermittlungen? Die Sonderkommission „Altfälle“ erhofft sich jedenfalls neue Hinweise von Menschen, die sich an einen Kleintransporter mit einem solchen Kennzeichen erinnern können.
Filmendes Paar und ZDF-Gäste gesucht
Außerdem könnte es Zeugen geben, die am Tag nach Stephanies Verschwinden nur vorübergehend in Weimar waren, aber dennoch etwas Auffälliges beobachtet haben: So soll an jenem Sonntag das ZDF-Sonntagskonzert auf dem Marktplatz stattgefunden haben. Am Samstag selbst wurde ein Paar gesehen, das im Goethepark ungefähr in der Tatzeit gefilmt hat. Der Mann und die Frau gelten als wichtige Zeugen, konnten bisher aber nicht gefunden werden.
Soko „Altfälle“ sucht Hinweise
Wer Hinweise geben kann, wird gebeten, sich an die Soko „Altfälle“ zu wenden: telefonisch unter (03641) 81 16 78 oder per E-Mail an SokoAltfaelle.Jena@polizei.thueringen.de. Die Polizei hat eine Belohnung von 5000 Euro ausgesetzt.
Der Mord an Stephanie wird demnächst auch noch einmal im Fernsehen einer größeren Öffentlichkeit vorgestellt. Am 15. Oktober beschäftigt sich „Kripo live“ im MDR noch einmal mit dem Fall, voraussichtlich am 13. Dezember „Aktenzeichen XY… ungelöst“ im ZDF.