Nach 27 Jahren hat eine damals Zehnjährige nach eigenen Angaben den mutmaßlichen Entführer ihrer Freundin wiedererkannt. Sie sei sich sicher, sagt sie vor dem Landgericht Gera. Hier wird der Mordfall Stephanie verhandelt.
Im Prozess gegen den mutmaßlichen Mörder der zehnjährigen Stephanie aus Weimar hat eine Zeugin den Angeklagten als den Mann identifiziert, der das Mädchen vor 27 Jahren aus dem Goethepark in Weimar fortgelockt hat. «Ich erkenne ihn ganz sicher an seinen Augen», sagte die Frau am Donnerstag vor dem Landgericht Gera. Sie sei als damals Zehnjährige mit ihrer Freundin Stephanie im Park gewesen, als der Beschuldigte sie angesprochen habe. Er versprach ihren Angaben zufolge Stephanie 50 D-Mark, wenn sie ihm den Weg zum Schloss Belvedere zeige. Stephanie, die sich ein Fahrrad habe kaufen wollen, sei mit ihm mitgegangen.
Mord an Stephanie wird nach 27 Jahren verhandelt
Ein heute 66 Jahre alter Kraftfahrer wird beschuldigt, Stephanie im August 1991 entführt, missbraucht und von der Teufelstalbrücke an der Autobahn 4 geworfen zu haben. Den Sturz aus etwa 48 Metern Höhe überlebte das Kind nicht. Der Mann wurde im März dieses Jahres nach Ermittlungsarbeit der mit ungeklärten Kindermorden befassten Jenaer Sonderkommission «Altfälle» in Berlin festgenommen.
Verdächtiger Mann im Goethepark
Ein weiterer Zeuge meinte, den Angeklagten eventuell wiedererkannt zu haben. Allerdings schränkte er ein, dass er dies nicht zweifelsfrei sagen könne. Der Mann hatte am Tag der Entführung Stephanies im Park Fotos gemacht. Dabei war ihm ein Unbekannter aufgefallen, der sich offenbar hinter einem Steinpodest versteckt hatte. Die Begegnung sei jedoch so flüchtig gewesen, dass er sich nicht mit Sicherheit festlegen könne, ob es tatsächlich der Angeklagte gewesen sei.
Stephanies Bruder erinnert sich kaum
Keine neuen Erkenntnisse brachte die Zeugenaussage des Bruders des Opfers. Der damals Achtjährige war mit seinen Schwestern und der Freundin in den Park gegangen, konnte sich aber an Einzelheiten nicht mehr erinnern. Er berichtete, dass er viele Details erst aus einem Beitrag der ZDF-Sendung «Aktenzeichen XY…ungelöst» erfahren habe, der im vergangenen Jahr ausgestrahlt wurde.