Weimar.
Ein junges Paar darf ab Herbst zwei Jahre nahezu kostenlos in einer Wohnung in Weimar wohnen. Nathalie Millan und Marco Reusch, beide 26 Jahre alt, wurden am Mittwoch als Gewinner für ein neues Wohnprojekt ausgewählt, das privaten Wohnraum mit nachbarschaftlichem Leben verbinden soll. „Das ansprechende Konzept war schon die halbe Miete“, sagte Klaus Sühl, Staatssekretär im Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft. „Ausschlaggebend für die Jury waren jedoch die dahinter stehenden Menschen.“
Weimar: Junges Paar wohnt ab Oktober für zwei Jahre mietfrei
Millan und Reusch studieren an der Bauhaus-Universität in WeimarUrbanistik und Architektur. Sie wurden unter 30 Bewerbern ausgewählt und sollen im Oktober einziehen. Sie planen unter anderem, Workshops mit der Nachbarschaft sowie gemeinsames Essen und Tanzen mit Menschen aus anderen Kulturkreisen in der Wohnung zu veranstalten. Außerdem wollen sie eine nachbarschaftliche Tauschkultur etablieren.
Das Geld für die Miete, die bei 6,50 Euro pro Quadratmeter liegen soll, wird 24 Monate lang von der Thüringer Aufbaubank finanziert. Partner des Projekts sind außerdem das Thüringer Infrastrukturministerium, die Weimarer Wohnstätte GmbH, der das Altbau-Gebäude gehört, und die Bauhaus-Universität, die die wissenschaftliche Auswertung übernimmt.
Keine Mietkosten: Die Nebenkosten muss das Paar aber zahlen
Die Wohnung wird gerade saniert und modernisiert, hat drei Zimmer und liegt am Rand der Weimarer Innenstadt. Die Nebenkosten müssen die Mieter selbst tragen. „Wie Wohnraumsanierung das gesellschaftliche Miteinander befördern kann, ist für das Infrastrukturministerium eine spannende Frage“, sagte Sühl.
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In unserer Gesellschaft gebe es „zunehmende Vereinzelung und Bedarf nach mehr Gemeinschaft“, erklärte Barbara Schönig den Hintergrund des Projekts. Sie ist Professorin für Stadtplanung an der Bauhaus-Universität. «Man lebt heute so allein», sagte auch Millan in einem Video über das Projekt.
Die Kosten für die Sanierung der Wohnung waren höher als üblich. „In so eine Wohnung würden wir maximal 15 000 bis 20 000 Euro reinstecken“, sagte Udo Carstens, Geschäftsführer der Weimarer Wohnstätte GmbH. Jetzt habe man etwa das Vierfache ausgegeben – auch das wurde von der Aufbaubank finanziert.
Ein Grund für die höheren Kosten sei gewesen, dass Dinge um- und eingebaut wurden, die nicht in jeder Wohnung nötig sind, sagte ein wissenschaftlicher Mitarbeiter der Bauhaus-Universität: etwa eine Terrassentür, die allen den Zugang zum gemeinschaftlichen Garten ermöglicht. Es sollte langfristig eine bezahlbare Wohnung mit schlichten Standards geschaffen werden, sagte Schönig.