Erfurt.
Amazonsetzt die Pläne in Erfurt jetzt tatsächlich in die Realität um: Der erste Spatenstich folgte am Dienstag.
Die Freude über den neuen Logistikstandort von Amazon hält sich bei einigen Menschen allerdings ziemlich in Grenzen. Die Erfurter Stadträte haben die Party zum Baustart gecrasht – und hatten eine klare Forderung an Oberbürgermeister Andreas Bausewein (SPD).
Amazon in Erfurt: Stadträte kommen mit Trauerkranz zur Party
Auf Gera folgt das nächste Großprojekt des Internet-Riesen Amazon in Thüringen. In Erfurt-Stotternheim soll ein brandneues Logistikzentrum entstehen. Den ersten Spatenstich nahmen Stadträte der Mehrwertstadt zum Anlass ein Zeichen zu setzen, wie die „Thüringer Allgemeine“ berichtet. Als Geschenk brachten Tina Morgenroth und Jana Rötsch deshalb gleich einen Trauerkranz mit. Denn für die beiden Frauen sei der neue Logistiskstandort Produkt einer „fehlgeleitete[n] Ansiedlungspolitik“.
Der Grund für den Missmut: „Amazon ist dafür bekannt, Steuerzahlungen zu vermeiden“, sagte Tina Morgenroth gegenüber der Zeitung. Außerdem sorge sie sich, um die Arbeitsplätze des lokalen Handels. Zwar würde die Mehrwertstadt Amazon in Erfurt akzeptieren, doch „der Oberbürgermeister müsste ein Zeichen setzen und auf die Missstände hinweisen.“
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OB-Bausewein mit klarer Haltung zu Amazon in Erfurt
Und Oberbürgermeister Andreas Bausewein (SPD) reagierte prompt: „Ich habe eine Haltung, aber eben eine unterschiedliche“, zitiert ihn die „Thüringer Allgemeine“. Die Stadt brauche gerade auch für den lokalen Einzelhandel und andere Projekte Geld. Der neue Amazon-Standort sei deshalb wirtschaftlich wichtig.
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Errichtet wird der Neubau dafür in Erfurt vom Projektentwickler Atmira. „Die Atmira Gruppe investiert in Erfurt in ein Logistikgebäude, das von Amazon langfristig gemietet wird“, sagte ein Amazon-Sprecher auf Anfrage der Deutschen Presseagentur (dpa). Es handele sich um ein größeres Bauprojekt, welches einige Zeit bis zur Fertigstellung in Anspruch nehmen werde. Zur Zahl der Arbeitsplätze machte der Sprecher keine Angaben.
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Verdi kritisiert Amazon in Erfurt scharf
Die Gewerkschaft Verdi, die Linke im Thüringer Landtag sowie Vertreterinnen der Erfurter Stadtratsfraktion „Mehrwertstadt“ nahmen den Neubau zum Anlass, die Arbeitsbedingungen bei Amazon erneut zu kritisieren. Verdi forderte den Internethändler auf, sich tariflich zu binden. „Amazon verweigert seit nunmehr fast zehn Jahren die Tarifbindung an den Einzel- und Versandhandel“, erklärte die Gewerkschaft Verdi.
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In Erfurt besteht seit einigen Jahren bereits ein Verteilzentrum mit etwa 200 Mitarbeitern, vom dem aus die in den Logistikzentren gepackten Päckchen und Pakete zu den Kunden gebracht werden. Der Neubau in Erfurt erfolgt im Internationalen Logistikzentrum im Norden der Thüringer Landeshauptstadt an der Autobahn A71. Er soll unter anderem eine Solaranlage zur Stromgewinnung erhalten, hieß es.
Weshalb der neue Standort laut Bausewein noch wichtig ist und wer die Stadträtinnen am Dienstag noch unterstützten, erfährst du auf „thueringer-allgemeine.de“.(dpa/jko)