Zwischen Thüringens Ministerpräsidenten Bodo Ramelow und der Greizer CDU-Landrätin Martina Schweinsburg brodelt’s!
Ausschlaggebend war ein ZDF-Interview, das Bodo Ramelow Anfang der Woche gegeben hat. Es folgte ein verbaler Schlagabtausch – der noch kein Ende gefunden hat.
Bodo Ramelow: „Auf dem Land etwas unvorsichtiger“
Thüringen ist in Sachen Corona Hotspot Nummer 1. Doch warum eigentlich? Das wollte auch ein ZDF-Moderator von Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow wissen. Der wies dann sogleich auf ein Stadt-Land-Gefälle hin: „Wenn sie sich die Thüringer Zahlen differenziert angucken, fällt eins auf. In den Städten ist die Inzidenz schon deutlich runter, im ländlichen Raum ist sie immer noch viel zu hoch.“
Einen Grund dafür hat Bodo Ramelow auch parat. „Es scheint mir so zu sein, dass man auf dem Land etwas unvorsichtiger ist. Dass sich der Eindruck verfestigt hat, wenn man zum Geburtstag der Tante geht und die einen runden Geburtstag hat, dass man denkt, man hat schon alle Vorsicht walten lassen, wenn anstelle der sonst angekündigten 60 bis 80 nur 30 Personen kommen“, so der 65-Jährige. Kurzum: Im städtischen Milieu würden sich die Menschen eher an die AHA-Regeln halten als im ländlichen.
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Das ist Bodo Ramelow:
- Bodo Ramelow wurde am 16. Februar 1956 in Osterholz-Scharmbek in Niedersachsen geboren
- Als er acht Jahre alt war, starb sein Vater an einer Kriegsverletzung
- Er ist zum dritten Mal verheiratet, seit 2006 mit Germana Alberti vom Hofe; hat zwei erwachsene Söhne aus erster Ehe
- seit dem 4. März 2020 der Ministerpräsident des Freistaates Thüringen
- Bodo Ramelow war bereits von Dezember 2014 bis 5. Februar 2020 Ministerpräsident
- erster Linken-Ministerpräsident in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
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CDU-Landrätin: „In höchstem Maße empörend“
Eine Theorie, von der die Greizer CDU-Landrätin Martina Schweinsburg so gar nichts hält. „Hier im ländlichen Raum leben nicht selten mehrere Generationen unter einem Dach, was überhaupt nichts mit illegalen Feiern zu tun hat, während das Leben in den Städten mehr individualisiert ist“, sagte Schweinsburg am Mittwoch. In ländlichen Regionen gebe es einen anderen Zusammenhalt als in einer Großstadt. Ramelows Einschätzung zur Einhaltung der Corona-Maßnahmen sei im „höchsten Maße empörend“.
Für sie sei nicht der ländliche Raum Schuld daran, dass die Zahlen in Thüringen so hoch seien, sondern die Landesregierung selbst. „Dass wir in Thüringen in der Corona-Pandemie dastehen, wie wir dastehen, ist jawohl zuallererst dem in vielerlei Hinsicht missglückten Pandemie-Management der Landesregierung zuzuschreiben, das vor allem für chaotische Zustände bei uns an der Basis gesorgt hat und für Unverständnis angesichts der teilweise realitätsfernen Anordnungen und Benimm-Regeln“, erklärte Schweinsburg.
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Bodo Ramelow teilt gegen Schweinsburg und Voigt aus
Dem schließt sich auch CDU-Fraktionschef Mario Voigt an. Der „Bild“-Zeitung sagte Voigt: „Die Aussagen sind unanständig und von oben herab. Man kann doch nicht die ländliche Bevölkerung für das Versagen der eigenen Landesregierung verantwortlich machen.“
Doch damit in der Debatte nicht genug. Jetzt hat sich Bodo Ramelow erneut bei Twitter zu der Situation zu Wort gemeldet:
Und er erntet dafür einiges an Zustimmung. „Ich komme aus Greiz und Sie haben Recht Herr Ramelow – es wird sich kaum an Maßnahmen gehalten. Frau Schweinsburg kratzt seit Beginn der Pandemie mit ihren Aussagen an der Grenze zur Wissenschaftsleugnung, sie wollte z.b. bei 250 Inzidenz die Schulen wieder öffnen…“, schreibt beispielsweise ein Twitter-Nutzer. (abr/dpa)
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