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Thüringen: Viel mehr Straftaten im Freistaat! Neue Zahlen stimmen nachdenklich – „Demokratie unter Druck“

Es ist Fakt: Die Zahl der Straftaten in Thüringen ist erneut gestiegen. Damit folgt der Freistaat einem bundesweiten Trend.

Georg Maier (SPD), Innenminister von Thüringen, stellt in einer Pressekonferenz im Thüringer Ministerium für Inneres und Kommunales die Polizeiliche Kriminalstatistik 2023 vor.
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Tausende Thüringer sind im vergangenen Jahr Opfer von Kriminalität geworden. Elf Menschen wurden im Freistaat umgebracht.

Insgesamt hat die Zahl der Straftaten in Thüringen zugenommen – bei vergleichsweise hoher Aufklärungsquote, wie aus der von Innenminister Georg Maier (SPD) am Montag (8. April) in Erfurt vorgelegten Kriminalitätsstatistik für 2023 hervorgeht.

Thüringen erreicht Zehn-Jahres-Hoch

Jetzt ist es amtlich: Die Zahl der in Thüringen verübten Straftaten ist im Vergleich zum Vorjahr um rund zehn Prozent gestiegen. Die Polizei registrierte im vergangenen Jahr rund 150.500 Fälle – seit zehn Jahren war die Zahl nicht mehr so hoch! Die Thüringer Entwicklung folge damit einem bundesweiten Trend, sagte Maier. Die Aufklärungsquote der Straftaten lag bei 61,9 Prozent und damit leicht unter dem Wert des Vorjahres von 63,2 Prozent. „Wir sind da aber weiterhin in der Spitzengruppe der Bundesländer“, sagte Maier. 

Elf Menschen wurden ermordet, 94 Menschen wurden zum Opfer von Vergewaltigung und sexuellen Übergriffen. Fast 33.200 Menschen wurden im Freistaat Opfer von Straftaten – ihre Zahl ist seit 2019 um fast 10.000 gestiegen. Die Zahl der Tatverdächtigen erhöhte sich in diesem Zeitraum von 48.000 auf 57.200. Der Anteil ausländischer Tatverdächtiger sei um etwa ein Fünftel gestiegen. „Das ist keine erfreuliche Entwicklung“, sagte der Innenminister.  

Georg Maier (SPD), Innenminister von Thüringen, stellt in einer Pressekonferenz im Thüringer Ministerium für Inneres und Kommunales die Polizeiliche Kriminalstatistik 2023 vor.
Georg Maier (SPD), Innenminister von Thüringen, stellt in einer Pressekonferenz im Thüringer Ministerium für Inneres und Kommunales die Polizeiliche Kriminalstatistik 2023 vor. Foto: picture alliance/dpa

Eine deutliche Zunahme registrierte die Polizei bei Diebstählen, deren Zahl im Jahresvergleich von 33.400 auf 39.900 stieg. Bei Laden-Diebstählen habe es einen Anstieg von fast einem Drittel gegeben. Ein Grund könnten gestiegene Preise sein. „Wenn die Preise steigen, steigt der Anreiz zum Ladendiebstahl.“

Thüringen: Viele politisch motivierte Straftaten

Die Zahl der politisch motivierten Straftaten bewegt sich weiterhin auf einem hohen Niveau in Thüringen. Knapp 3.100 solcher Taten wurden im vergangenen Jahr im Freistaat registriert, etwa 50 weniger als 2022, wie aus den neuen Daten hervorgeht.

Dabei handelte es sich unter anderem um Angriffe und Beschädigungen an Partei- und Abgeordnetenbüros, aber auch um verbale und körperliche Attacken gegen Amtsträger und Politiker oder gegen politische Entscheidungen. „Unsere Demokratie steht unter Druck“, sagte Innenminister Maier. Der gesellschaftliche Ton werde rauer. Und auf die Verrohung der Sprache folge nicht selten die Anwendung von Gewalt. So findet sich in der Statistik auch ein erheblicher Anstieg bei der Hasskriminalität.


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Nach den Daten der Polizei hat sich die Zahl der politisch motivierten Straftaten im Freistaat in den vergangenen zehn Jahren etwa verdoppelt. Dabei dominieren nach wie vor Straftaten aus dem rechten Spektrum (1.835), aber auch von links wurden im vergangenen Jahr 444 Fälle registriert. Die politisch motivierte Gewaltkriminalität verringerte sich nach einem Anstieg seit 2020 auf rund 160 Fälle im vergangenen Jahr. Meist handelte es sich um Körperverletzungsdelikte. (mit dpa)