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Thüringen: Krisenstimmung im Freistaat! „Hab Verständnis für alle, die hinschmeißen“

Wie beim Domino. Viele Thüringer Gastronomen geben auf. Wie geht es weiter im Freistaat? Diese Aussagen sind alarmierend…

Viele Thüringer Gastronomen geben auf. Wie geht es weiter im Freistaat? Diese Aussagen sind alarmierend...
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Viele Gastronomen in Thüringen leiden unter heftigen Preis-Explosionen und nerviger Bürokratie. Sie werden vor große wirtschaftliche Herausforderungen gestellt.

Für Ausflugslokale gibt es sogar noch andere Belastungen. Ein Hilferuf…

Thüringer Gastronomie leidet

Hohe Energiekosten, Bürokratie und Fachkräftemangel: Die Ausflugsgastronomie in Thüringen steckt nach Ansicht des Thüringer Hotel- und Gaststättenverband Dehoga in schwierigen Zeiten. „Dieses Geschäftsmodell ist aktuell eine große Herausforderung“, sagte Dehoga-Geschäftsführer Dirk Ellinger. Zwar gebe es auch viele positive Beispiele, vielfach stellten die verschärften Rahmenbedingungen Inhaber von Ausflugsgaststätten aber vor große Herausforderungen.

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Grundsätzlich teilten Ausflugslokale die Probleme der gesamten Branche: Überbordende Bürokratie, gestiegene Lebensmittel- und Energiepreise und fehlende Nachfolger erschwerten die Arbeit, sagte Ellinger. Bei der Ausflugsgastronomie kämen aber zusätzliche Unwägbarkeiten hinzu. So sei das Hauptgeschäft oft auf Feiertage und Wochenenden beschränkt – das mache die Saison sehr kurz. Zudem seien die Lokale extrem abhängig vom Wetter.

Dirk Ellinger appelliert.
Dirk Ellinger appelliert. (Archivbild) Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild

Und obwohl Ellinger zufolge in Thüringen inzwischen viel für die Ausbildung von jungen Fachkräften getan wird, kommt es gerade in ländlichen Regionen zu Engpässen: „Eines unserer Grundprobleme ist der Arbeitskräftemangel“, sagte Thomas Regensburg, Inhaber der Ruhlaer Skihütte. Aber auch sonst sei die Personalplanung im Ausflugsgeschäft extrem schwierig: Während bei gutem Wetter Hochbetrieb herrsche, werde der Einsatz von zusätzlichem Personal bei schlechtem Wetter schnell zum Verlustgeschäft.

„Der Beruf muss einem Spaß machen, sonst hält man das nicht durch.“

Thomas Regensburg, Inhaber der Ruhlaer Skihütte

Ähnliches gelte für den Umgang mit Lebensmitteln: Einerseits seien die Preise extrem gestiegen – so sei etwa Schweinefleisch mittlerweile teils doppelt so teuer wie vor einigen Jahren. Zum anderen müssten die meisten Lebensmittel in einem kurzen Zeitraum verbraucht werden. Das könne an schwachen Tagen schnell zum Problem werden. Auch die gestiegenen Energiekosten wirkten sich negativ auf die Bilanz aus. Und letztlich machten sich die gestiegenen Lebenshaltungskosten auch beim Kundenverhalten bemerkbar: „Die Leute kommen zwar, kaufen aber tendenziell eher die günstigeren Produkte.“

Thüringer Gastronomen geben auf

Nach Zahlen des Dehoga Thüringen ist die Gastronomie-Dichte in Thüringen von 3.770 Einrichtungen im Jahr 2019 bis 2022 auf 3.161 gesunken – demnach mussten also über 600 Betriebe schließen. Wie genau sich das auf die Ausflugs-Gastronomie ausgewirkt hat, wird nicht erhoben.

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„Insgesamt ist die Zahl der Lokale aber schon weniger geworden“, sagte Regensburg, dessen Familie die Skihütte seit 35 Jahren betreibt. Angesichts der immer neuen Probleme sei es verständlich, dass Inhaber von Lokalen ihr Geschäft aufgäben – und dass das große Arbeitspensum und die vielen Unwägbarkeiten potenzielle Nachfolger abschreckten. „Ich habe Verständnis für alle, die hinschmeißen oder das nicht machen wollen“, sagte Regensburg. Gerade bei Betrieben wie der Skihütte, die fünf Tage in der Woche geöffnet sei, gebe es immer zu tun. „Der Beruf muss einem Spaß machen, sonst hält man das nicht durch – ich hatte fast noch nie einen Tag, an dem ich nicht gern zur Arbeit gegangen wäre.“


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Grundsätzlich sieht Ellinger einen gesellschaftlichen Wandel im Ausgehverhalten: Gerade in kleinen Ortschaften auf dem Land funktioniere die klassische Dorfkneipe immer weniger. Inhaber müssten sich immer mehr einfallen lassen, um über die Runden zu kommen – etwa Veranstaltungen, die auch überregional Gäste ansprächen. In etwa zehn Jahren drohe zudem eine große Übergabewelle, wenn die Babyboomer-Generation in Rente gehe. Umso wichtiger sei in dieser Lage eine Entlastung der Branche, etwa durch Schritte wie eine effektive Entbürokratisierung, die Senkung der Mehrwertsteuer und pragmatischere Lösungen von Problemen. „Letztlich bräuchten wir etwas mehr Verständnis für die Gewerbe-Treibenden vor Ort.“ Denn mit jeder Schließung gehe ein Stück Lebensqualität verloren. (dpa/red)