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Thüringen: Rauswurf gescheitert! Maaßen feiert – „Schallende Ohrfeige für Merz“

Das von der CDU-Spitze eingeleitete Parteiausschlussverfahren gegen den früheren Verfassungsschutzpräsidenten Hans-Georg Maaßen ist in erster Instanz gescheitert.

Hans-Georg Maaßen darf in der CDU bleiben.
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"Abgehoben und hochnäsig": Scholz schießt gegen Union unter Merz

Bundeskanzler Olaf Scholz hat seine Wut über die Bürgergeldblockade zum Ausdruck gebracht. Die Union und Parteichef Friedrich Merz seien "abgehoben und hochnäsig".

Der umstrittene Ex-Bundesverfassungsschutz-Chef Hans-Georg Maaßen polarisiert. Immer wieder ist er mit teils kruden Äußerungen aufgefallen – bis ihn die CDU-Spitze aus der Partei werfen wollte.

Jetzt hat das zuständige Kreispartei-Gericht in Thüringen eine Entscheidung getroffen. Maaßen darf feiern. Und tut es.

Thüringen: Maaßen-Ausschluss vom Tisch

Das CDU-Kreispartei-Gericht in Thüringen hat einen Ausschluss von Ex-Bundesverfassungsschutz-Präsident Hans-Georg Maaßen aus der CDU abgelehnt. Das geht aus einem Beschluss des Gremiums hervor, der am Dienstag (11. Juli) aus Maaßens Umfeld verbreitet wurde. Grundlage für die Entscheidung sei eine mündliche Verhandlung vom 23. Juni, heißt es in dem Beschluss.

Das Kreispartei-Gericht spricht gegen Maaßen einen „Verweis“ wegen eines Gastbeitrags im Online-Magazin „Die Weltwoche“ aus. Es wirft ihm die Zuordnung eines „linken Flügels der CDU“ zu einer „Ideologie der sogenannten Anti-Deutschen in den linken Parteien“ vor.

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Nach dem Beschluss des Gremiums soll Maaßen auch seine Mitglieder-Rechte wiederbekommen. Dem Vernehmen nach kann gegen den Beschluss des Kreispartei-Gerichts Beschwerde eingelegt werden – dann wäre das Landespartei-Gericht in Thüringen die nächste Instanz. Wenn wiederum gegen dessen Entscheidung Beschwerde eingereicht würde, müsste das Bundespartei-Gericht entscheiden.

Hans-Georg Maaßen darf in der CDU bleiben.
Hans-Georg Maaßen darf in der CDU bleiben. (Archivbild) Foto: picture alliance/dpa

Die Bundes-CDU kündigte sorgfältige Beratungen zu der Entscheidung an. „Unserem Verfahrens-Bevollmächtigten ist heute der Tenor der Entscheidung des Gemeinsamen Kreispartei-Gerichtes der CDU Thüringen übermittelt worden“, teilte eine Sprecherin der Bundes-CDU der Deutschen Presse-Agentur in Berlin mit. „Über die Entscheidungs-Gründe sind wir bisher nicht informiert worden.“ Die Gremien der Bundespartei würden bei ihren Sitzungen am Mittwoch über den vorliegenden Tenor informiert. „Über weitere Schritte werden Präsidium und Bundesvorstand nach Erhalt und sorgfältiger Prüfung der Entscheidungs-Gründe beraten.“

Thüringen: Maaßen reagiert direkt

Maaßen bezeichnete die Entscheidung aus Thüringen als „schallende Ohrfeige“ für den Bundesvorsitzenden Friedrich Merz. „Ich hoffe, dass Herr Merz jetzt besser beraten ist, und sich jetzt nicht die nächste Abfuhr in der nächsten Instanz einhandelt“, sagte er „Bild“. Er gehe davon aus, „dass mit diesem Urteil die so sogenannte Brandmauer gegen unsere Werte-Union abgerissen ist“.

Das langjährige CDU-Mitglied ist Chef der als besonders konservativ geltenden Werte-Union, die aber keine Organisation der Partei ist. Bei der Bundestagswahl 2021 hatte er in einem Südthüringer Wahlkreis kandidiert, scheiterte aber. Das CDU-Präsidium hatte zur Werte-Union Ende Januar eine „politische Missbilligung“ ausgesprochen. Wer CDU-Mitglied sei, könne nicht zugleich Mitglied der Werte-Union sein.


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Der CDU-Bundesvorstand hatte im Februar die Einleitung des Parteiausschlussverfahrens beschlossen. Gerechnet wurde schon damals mit einem längeren, schwierigen Verfahren.

Maaßen war in der Vergangenheit mehrfach mit Äußerungen vom rechten Rand aufgefallen. Einer Aufforderung der Parteispitze zum Austritt aus der CDU kam er jedoch nicht nach und hatte in einer Stellungnahme Vorwürfe parteischädigenden Verhaltens zurückgewiesen. Die CDU-Führung hatte dem 60-Jährigen unter anderem vorgehalten, eine „Sprache aus dem Milieu der Antisemiten und Verschwörungsideologen bis hin zu völkischen Ausdrucksweisen“ zu gebrauchen.

Der damalige Generalsekretär Mario Czaja hatte im Februar gesagt, Maaßen habe sich „sowohl in der Wortwahl als auch in seinen inhaltlichen Themen ganz klar von Grundpositionen der CDU entfernt“. Von Maaßen sei „eine Brandmauer“ überschritten worden. „Er hat in der CDU nichts mehr verloren.“

Maaßen hatte mit verschiedenen Äußerungen Kritik ausgelöst. Bei Twitter erklärte er etwa, Stoßrichtung der „treibenden Kräfte im politischen-medialen Raum“ sei ein „eliminatorischer Rassismus gegen Weiße“. In einem Interview sprach er von „rot-grüner Rassenlehre“.

Ausschlussverfahren gelten generell als schwierig, die Anforderungen dafür sind hoch – bei der SPD etwa waren mehrere Anläufe nötig, um Thilo Sarrazin aus der Partei zu werfen. Und bis es gelang, gab es noch zahlreiche Kontroversen. Auch bei Maaßens Verfahren wird mit einer womöglich jahrelangen Auseinandersetzung gerechnet. (dpa/red)